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Die andauernde Finanzkrise hat tiefliegende Probleme des ökonomischen Mainstreams offengelegt und lässt Forderungen nach einer Erneuerung des ökonomischen Denkens lauter werden. Die Autoren beschreiben die Kritik am Status quo und gehen dabei auf die Vorwürfe von Einseitigkeit, blinden Flecken, Realitätsferne und impliziter Normativität ein. Als vielversprechender Gegenentwurf wird die Vision einer Pluralen Ökonomik vorgestellt und anhand von fünf charakteristischen Säulen beschrieben: Theorienpluralismus, Methodenpluralismus, historische Fundierung, wissenschaftstheoretische und ethische Reflexion sowie Interdisziplinarität.

Würden Ökonomen Brücken bauen, so würden diese vermutlich einstürzen. Doch Ökonomen bauen keine Brücken, sondern sie beschäftigen sich mit Wirtschaftssystemen. Derweil verhärtet die andauernde globale Finanzkrise die Vermutung, dass sich nicht nur die Volkswirtschaften in der Krise befinden, sondern auch die Volkswirtschaftslehre. Dass die Ökonomen ihrer Verantwortung für das ökonomische Wohlergehen der Menschen nur mangelhaft gerecht werden, zeigen auch die strukturelle Massenarbeitslosigkeit, der drohende Klimawandel, die wachsende allgemeine Ungleichheit sowie die in vielen Ländern stagnierende Entwicklung.

Man wundert sich, woher Ökonomen eigentlich die Gewissheit nehmen und nahmen, auf ihre simplistischen Modellbefunde zu vertrauen und dann beispielsweise für mehr Deregulierung der Arbeits- und Finanzmärkte einzutreten? Wieso beschäftigt man sich in der ökonomischen Ausbildung in der Regel nicht mit Wirtschaftsgeschichte, Wissenschaftstheorie und ethischen Fragen? Und wie können die meisten Ökonomen ein Wachstumsdogma vertreten, wenn es ökologische Grenzen gibt und der Klimawandel bereits vor der Tür steht und anklopft? „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“, erkannte bereits Albert Einstein. Daher sind wir überzeugt, dass eine grundlegende Erneuerung des ökonomischen Denkens erforderlich ist hin zu einer Pluralen Ökonomik.

Der ökonomische Mainstream

Paul Samuelson schrieb in seinem einflussreichen Lehrbuch „Economics“: „Es gibt ein paar Grundprinzipien, auf denen die gesamte Ökonomik aufbaut. […] Wir haben uns daher entschieden, uns auf diesen zentralen Kern der Ökonomik zu konzentrieren – jene dauerhaften Wahrheiten, die im 21. Jahrhundert genauso bedeutsam sein werden wie im 20.“1

Doch was sind diese „dauerhaften ökonomischen Wahrheiten“ und was beschreibt den ökonomischen Mainstream? Kennzeichnend sind dabei vor allem die folgenden Elemente:

  • Das praktizierte Menschenbild des Homo Oeconomi­cus als allwissender, hyper-„rationaler“ Eigennutzen-Maximierer,
  • der methodologische Individualismus, d.h. der Fokus auf Individuen anstatt auf Gruppen oder Klassen,
  • der theoretische Unterbau der Neoklassik bzw. der Neukeynesianisch-Neoklassischen Synthese,
  • ein Denken in theoretischen Modellen,
  • ein formal-mathematischer Ansatz und die Fokussierung auf den ökonometrischen Methodenkasten,
  • die Grundannahme von Markteffizienz und Marktgleichgewichten.
  • Das Selbstverständnis als rein positive Wissenschaft, d.h. frei von normativen Werturteilen.

Gesellschaftliche Betrachtungen der Probleme

Grundsätzlich ist es wichtig, bei der Kritik zwischen drei gesellschaftlichen Ebenen der Ökonomik zu unterscheiden: Erstens der allgemeinen ökonomischen Forschung, zweitens der Lehre an Hochschulen und drittens der wahrgenommenen Verlautbarungen von Ökonomen in Öffentlichkeit und Politik. Sehr fragwürdig ist das Bild, das sich typischerweise bei der Lehre an den Universitäten bietet: eine einseitig neoklassische Theoriegrundlage, weder Wissenschaftstheorie noch Wirtschaftsethik, kaum oder keine Wirtschafts- oder Ideengeschichte.2 Der implizite Tenor ist marktliberal, der Bezug zur Realität ist gering, und selbst die Verhaltensökonomik hält erst langsam Einzug.

Die wissenschaftliche Forschung hingegen ist insgesamt breiter aufgestellt, differenzierter und beschäftigt sich teilweise mit Fragen und Methoden, die in der Lehre nicht vorkommen. Seit der Finanzkrise ist in der ökonomischen Forschung einiges im Wandel.

Wenig differenziert und markt- bis neoliberal sind wiederum die dominanten Verlautbarungen von Ökonomen in Medien und Öffentlichkeit. Beispielhaft hierfür ist der „Hamburger Appell“3 oder der Sachverständigenrat für Wirtschaft, der seine mehrheitlich marktfundamentalistischen Ansichten als vermeintlich objektiv-wertfreie Wissenschaft verbreitet. Fraglich ist jedoch, inwieweit dies überhaupt den Durchschnitt deutscher Ökonomen widerspiegelt. So ergab die letzte große Ökonomenumfrage überraschenderweise, dass die Grünen bei Ökonomen die beliebteste Partei ist, dass viele die steigende Ungleichheit durchaus sehr kritisch sehen und dass es sogar sehr unterschiedliche Meinungen zum Mindestlohn gibt.4

Dass sich trotzdem ein mehrheitlich neoliberales Bild der Ökonomen in der Öffentlichkeit bietet, hängt sicherlich auch mit dem blinden Fleck der Ökonomen bezüglich politischer Macht und Lobbyismus zusammen. Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Neoliberalismus in Ökonomie und Politik spielte insbesondere die Mont Pelerin Society: So geht die Geburtsstunde des Neoliberalismus zurück auf das erste Treffen dieser elitären Gesellschaft, zu dem Friedrich Hayek im Jahr 1947 nach Mont Pelerin in die Schweiz einlud. Finanziell massiv unterstützt durch reiche Unternehmer gingen über die Zeit zahlreiche Think-Tanks aus der Mont Pelerin Society hervor. Ideologisch verbundene Think-Tanks sind z.B. das Cato Institute, das Institute of Economic Affairs (IEA), die Heritage Foundation und Atlas Foundation oder in Deutschland beispielsweise die Hayek-Gesellschaft, die Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM) oder das Walter-Eucken-Institut. Es steht außer Frage, dass diese Interessengruppen in Politik und Gesellschaft deutliche Spuren hinterlassen und die Ökonomik maßgeblich beeinflusst haben – sei es durch die direkte Einwirkung auf die Politik, durch eigene interessengeleitete Forschung oder durch das Heranzüchten von entsprechend denkendem Nachwuchs.5

Wie entschlossen die Vorgehensweise mancher Interessengruppen dabei ist, offenbart sich z.B. bei der Debatte um die Beeinflussung von Schulbüchern.6 Erst jüngst zeigte sich dabei, dass sogar angestrebt wird, Verkaufsstopps für „unpassende“ Lehrbücher auf den Weg zu bringen.7 Obwohl die Ökonomik damit in allererster Linie das Opfer dieser Einflussnahme ist, muss der Zunft der Ökonomen vorgeworfen werden, diese Problematik nicht offen zu reflektieren, Machtinteressen wenig entgegenzusetzen und vor allem kaum zu widersprechen, wenn gewisse Gruppen so tun, als repräsentierten sie die Mehrheit der Ökonomen.

Einseitigkeit

Alternative Ansätze und Methoden abseits des Mainstreams werden weitgehend ausgeblendet. Dabei existiert ein breites Spektrum an heterodoxen Denkschulen und Methoden, die in der typischen VWL-Ausbildung aber praktisch nicht vorkommen und weitgehend vom Zugang zu Forschungsmitteln ausgeschlossen werden. Solche Ansätze sind beispielsweise die Ökologische Ökonomik, Marxistische Ökonomik, Postkeynesianismus oder Evolutorische Ökonomik.

Jeder dieser Ansätze hat eigene Schwerpunkte bezüglich Forschungsfragen und Methoden und dadurch eigene Stärken. So beschäftigt sich beispielsweise der Postkeynesianismus explizit mit dem Geld- und Finanzsystem und ist damit sehr gut für makroökonomische Fragen zu Finanzkrisen aufgestellt. Ökologische Ökonomik hat ein tiefergehendes Nachhaltigkeitskonzept und einen wesentlich umfangreicheren Methodenkasten als die neoklassische Umweltökonomik.

Dass all diese Ansätze und weitere trotzdem weitgehend ausgeblendet werden, beraubt die Ökonomik vieler Erkenntnisse. Ein häufiger Einwand gegenüber dem Vorwurf der Einseitigkeit ist, dass man sich doch neuerdings der Verhaltensökonomik bediene und zudem durchaus eine Vielfalt an Modellen für jede Fragestellung anzubieten habe: „Die moderne angewandte Mikroökonomie besteht aus einem Sack voller Modelle mit einem Modell für jede Anwendung.“8 Diese Entgegnung geht jedoch an dem Kern des Problems vorbei. Denn auch die Verhaltensökonomik hat ihre Probleme, ist nur mangelhaft integriert und ihre Erkenntnisse finden kaum Eingang in die üblichen Modelle.9 Außerdem ist ein „Modell-Pluralismus“, der auf den immer gleichen Grundprinzipien aufbaut, beziehungsweise „Axiomatische Variation“, d.h. selektive Variationen ebendieser Grundprinzipien, nicht zu verwechseln mit einem echten Pluralismus an Theorieschulen und Methoden.10

Blinde Flecken

Einhergehend mit der Ausblendung alternativer Ansätze existieren im traditionellen ökonomischen Mainstream zwei gravierende blinde Flecken: das Finanz- und Geldsystem sowie politische Macht. Es scheint, Geld ist für Ökonomen ungefähr so, wie das Wasser für Fische – es ist einfach da. Obwohl unter Ökonomen die Nützlichkeit des Geldes für den Warenhandel durchaus anerkannt ist, wird dem Geldsystem in der Regel wenig Beachtung geschenkt oder sogar von einer Dichotomie des Geldes ausgegangen, d.h. einer Unabhängigkeit von monetären und realen Faktoren. Die Bedeutung des Geldsystems ist jedoch kaum zu unterschätzen, denn dessen Architektur prägt alle Bereiche der Gesellschaft. Wenn Ökonomen üblicherweise aber Geld und Finanzmärkte aus ihren Modellen ausblenden (oder zumindest bis vor kurzem ausgeblendet haben), kann es daher kaum überraschen, dass es seit 1970 weltweit 147 Bankkrisen gab11 und sogar die Queen sich wundert, dass kaum ein Ökonom die Finanzkrise kommen sah.12

Tatsächlich scheinen viele Mainstream-Ökonomen auch immer noch zu glauben, dass die Zentralbank alles Geld schöpft und dass Banken dieses Zentralbankgeld lediglich weiterverleihen. Dies ist jedoch nicht zutreffend, denn der Großteil des Geldes wird von Banken geschaffen, z.B. immer dann, wenn diese einen Kredit vergeben.13 Dieser Tatbestand wird sogar noch absurder, wenn man sich klar macht, dass vor 100 Jahren das Wissen über die Geldschöpfung der Banken noch vorhanden war und dann scheinbar einfach verloren gegangen ist.14

Der zweite große blinde Fleck ist das Thema politische Macht: „Multinationale Konzerne sind überall außer in ökonomischen Theorien und Instituten.“15 Während Ökonomen sich in ihren theoretischen Modellen zwar ausführlich mit Monopolen und Oligopolen und deren Marktmacht beschäftigen, wird die Problematik von politischer Macht und Lobbyismus fast vollkommen ausgeblendet. Doch insbesondere Themen wie internationaler Handel und Entwicklung sowie die gesamte politische Sphäre können abseits der Betrachtung von politischer Macht nicht durchdrungen werden. Auch ist die Disziplin aufgrund ihrer immensen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft massiver Einflussnahme ausgesetzt, was gleichsam kaum kritisch reflektiert wird.

Realitätsferne

Ein zentrales Problem der Ökonomik ist ihr unterschwelliges Selbstverständnis als mathematisch-exakte Naturwissenschaft. Denn die Wirtschaft folgt keinen Naturgesetzen, sondern ist sozialem Wandel, Kultur und menschengemachten Institutionen unterworfen. „Die ökonomische Disziplin hat sich verrannt, da Ökonomen im Kollektiv die Schönheit und die Präzision eindrucksvoller Mathematik mit der Wahrheit verwechselt haben“, so Paul Krugman.16 Die Arroganz der Ökonomen gegenüber anderen Sozialwissenschaften („Verbalgeschwurbel)17 ist daher nicht angemessen, denn die VWL ist selbst eine Sozialwissenschaft. Der extreme Fokus auf den formal-mathematischen Ansatz und das Modelldenken ist daher kritisch zu hinterfragen.

Die Verwendung von Modellen und Mathematik ist jedoch nicht prinzipiell ein Problem, sondern vor allem das Festhalten an simplistischen Gleichgewichtsmodellen. Denn die Welt ist ein chaotisches System, und auch Wirtschaftssysteme befinden sich daher nie im Gleichgewicht, sondern sind komplexe dynamische Systeme mit Pfadabhängigkeiten, Ungleichgewichten und systemischer Unsicherheit.18 Dieser Komplexität kann der einseitige Fokus der Ökonomik auf stochastische Gleichgewichtsmodelle und ökonometrische Methoden nicht gerecht werden. Einerseits müssten daher die Grenzen von Ökonometrie und deterministischer Mathematik stärker reflektiert werden, und andererseits ist es angebracht, den methodischen Baukasten, heute basierend auf der Physik des 19. Jahrhunderts, auf den neusten Stand zu bringen. Es ist absurd, dass beispielsweise Multi-Agenten-Modelle oder System-Dynamics-Modelle bisher kaum Eingang in die Ökonomik gefunden haben.

Normativität und implizite Werturteile

Ökonomen sehen die VWL als werturteilsfreie Wissenschaft. Doch dieser Anspruch scheitert und ist auch grundsätzlich zum Scheitern verurteilt. Erstens sind in ökonomischen Begrifflichkeiten und Modellen implizite Werturteile versteckt, wie etwa in den Definitionen von „Effizienz“ und „Wohlfahrt“, welche für Verteilungsaspekte blind sind. Gleichsam normativ ist der generelle Fokus auf Wirtschaftswachstum ohne substanzielle Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten oder die Ansicht, dass Konkurrenz und Egoismus unproblematisch bzw. geradezu erwünscht sind – man denke hierbei auch an die besondere Auffassung des Begriffs der „Rationalität.“19

Zudem stimmt es nicht, dass die „wissenschaftlichen“ Einschätzungen von Ökonomen nicht von individuellen Werturteilen beeinflusst werden. So ergab jüngst eine Studie, dass sich unterschiedliche moralische Grundwerte von Ökonomen durchaus signifikant auf deren Einschätzungen zu wirtschaftspolitischen Zusammenhängen auswirken, etwa bezüglich der Effektivität von Austeritätspolitik oder vom Mindestlohn: „Unsere Ergebnisse unterstützen die Aussage von Myrdal-Heyne, dass die ökonomische Disziplin normativ ist, und weisen gleichzeitig die These von Samuelson-Friedman zurück, dass Ökonomen ihre eigenen Werturteile von empirischen, technischen Folgerungen trennen können.“20

Zweitens ist der Anspruch einer wertneutralen VWL bereits grundsätzlich zum Scheitern verurteilt, da sich die Ökonomik nicht im luftleeren Raum bewegt. Die Ökonomik hat unmittelbaren Einfluss auf Wirtschaft und Gesellschaft, ihre Erkenntnisse haben politisches Gestaltungspotenzial und daher muss über die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Zielvorgaben nachgedacht werden. Aber gerade dadurch, dass diese unausweichliche Normativität gegenwärtig kaum oder gar nicht reflektiert wird, besteht die Gefahr, dass die Ökonomik der Gesellschaft ihre impliziten, oft marktfundamentalistischen Werte aufdrückt. Beispielhaft für diese Problematik ist eine Studie, die ergab, dass Ökonomie-Studierende die Eigenschaft der Gier im Verlauf ihrer Ausbildung immer weniger negativ bewerten.21

Grundsätzlich wäre daher eine intensive ethische Reflexion notwendig. Doch diese findet gegenwärtig nicht statt: Wirtschaftsethik ist in der Regel nicht Teil der ökonomischen Ausbildung oder nur ein Randthema, und auch in der Forschung erfolgt eine ethische Reflexion nur in Ausnahmefällen.

Ursachen der Hartnäckigkeit

Doch wieso haben sich angesichts all dieser Probleme heterodoxe Ansätze und Ideen nicht durchgesetzt? Wie konnte sich der neoklassische Mainstream überhaupt derart stark etablieren? „Der Wettbewerb zwischen Paradigmen ist nicht die Art von Auseinandersetzung, die mit Beweisen gewonnen werden kann“, so Thomas Kuhn.22 Die Ursache für die hartnäckige Dominanz des ökonomischen Mainstream liegt neben der oben beschriebenen Beeinflussung durch Interessengruppen vor allem am institutionellen Mechanismus des Berufungssystems: Der Maßstab für gute Forschung sind Veröffentlichungen in angesehenen Journals. Doch um dort zu publizieren, muss man sich an die Regeln des Mainstreams halten, d.h. die üblichen Methoden, Modelle und Annahmen verwenden. Eine Veröffentlichung von heterodoxer Forschung ist daher schwierig – im Zweifelsfall einfach deshalb, weil die Journal-Herausgeber die Vorgehensweise alternativer Ansätze nicht kennen und daher gar nicht erst nachvollziehen können. Doch wer nicht in gut „gerankten“ Zeitschriften veröffentlichen kann, für den wird eine Berufung zum Professor schwierig. Daraus ergibt sich „eine unübersehbare Bevorzugung und Förderung eines Mainstreams neoklassischer Prägung an Universitäten, Forschungsinstituten und staatlichen und internationalen Wirtschaftsorganisationen“.23

Somit entsteht eine ausgeprägte Pfadabhängigkeit, die zusätzlich durch das Zitationssystem zementiert wird. Denn heterodoxe Ökonomen und andere Sozialwissenschaftler zitieren häufig (kritisch) den ökonomischen Mainstream, aber werden umgekehrt kaum von diesem zitiert. Dadurch führen Mainstream-Ökonomen in Zitationsrankings, während heterodoxe Ökonomen in der Regel abgeschlagen sind, was die Persistenz des ökonomischen Mainstreams zusätzlich verstärkt:24 „Die Ökonomik ist eingesperrt im neoklassischen Denken, welches der Entstehung möglicher Alternativen, ungeachtet von deren Qualitäten und Stärken, im Wege steht.“25

Fortschritte nach der Finanzkrise

Bei aller Kritik ist jedoch anzuerkennen, dass seit der Finanzkrise insbesondere in der Forschung ein großes Umdenken stattgefunden hat und einige neue Wege beschritten werden. Doch nur weil ein Thomas Piketty viel Beachtung erhält, bedeutet das noch nicht, dass die ökonomische Forschung das Thema Ungleichheit in angemessener Weise berücksichtigt. Und nur weil es an irgendeiner Universität neuerdings jemanden gibt, der sich mit Komplexitätsökonomik beschäftigt, heißt das auch noch nicht, dass der ökonomische Methodenkasten nun im Allgemeinen up-to-date ist. Viele heterodoxe Ansätze sind in der Forschung weiterhin marginalisiert, zahlreiche Forschungsarbeiten sind aufgrund ihres formalistischen Korsetts für die Praxis vollkommen irrelevant, und implizite Normativität wird in der Regel immer noch nicht reflektiert. Trotz der schweren Sinnkrise, in der sich die Zunft der Ökonomen gegenwärtig befindet, haben es heterodoxe Ökonomen daher weiterhin sehr schwer, Fuß zu fassen und sind an deutschen Universitäten kaum vertreten.26 Die wenigen heterodoxen Ökonomen, die es in Deutschland gibt, befinden sich daher auch überwiegend an Fachhochschulen ohne Promotionsrecht, was die Ausbildung von Nachwuchs deutlich erschwert. Dabei scheinen deutsche Ökonomen sogar eine Sonderrolle einzunehmen und im internationalen Vergleich besonders einseitig und neoliberal aufgestellt zu sein.27 Zudem besteht bei den bisherigen Entwicklungen die Gefahr, dass lediglich eine neue Theorieschule den bisherigen neoklassisch-neukeynesianischen Monismus ersetzen wird und zentrale Probleme mit Einseitigkeit und blinden Flecken damit nicht behoben, sondern nur verschoben werden.

Enttäuschend sind aber vor allem die Veränderungen, die bisher in der ökonomischen Ausbildung stattgefunden haben. Sicherlich gibt es das eine oder andere neue Seminar und manch ein Professor wird seine Vorlesung ein wenig angepasst haben, aber grundlegende Veränderungen sucht man im typischen VWL-Studium vergebens. So schreibt etwa Gregory Mankiw, der gegenwärtig wohl einflussreichste Ökonomie-Lehrbuchautor sogar noch nach der Krise: „Trotz des Ausmaßes der jüngsten Ereignisse bleiben die ökonomischen Prinzipien weitgehend unverändert. Studenten müssen sich weiterhin hauptsächlich mit dem Nutzen von Freihandel, Angebot und Nachfrage, der Effizienzeigenschaft von Marktergebnissen und so weiter beschäftigen. Diese Themen bleiben der Kerninhalt von Einführungskursen.“28

Eine Ausnahme bilden in Deutschland allerdings die neu gegründete Cusanus Hochschule und einige aufkeimende PPE (Politics, Philosophy, Economics) oder sogar explizit „plurale“ Studienprogramme, wie an der Uni Siegen und an der Uni Witten/Herdecke. Wenn zehntausende Praktiker jedoch weiterhin in der ökonomischen Ausbildung eine einseitig, realitätsferne Weltsicht vermittelt bekommen, dann wird sich ein großflächiges ökonomisches Umdenken und daraus folgende nachhaltige gesellschaftliche Veränderungen zur Überwindung der großen Probleme schwierig gestalten.

Die Vision einer Pluralen Ökonomik

Um die Krisen und Herausforderungen unserer Zeit zu überwinden, braucht es angesichts der oben genannten Probleme eine Grunderneuerung des ökonomischen Denkens. Es reicht nicht, in einzelnen Feldern nachzubessern. Ökonomik muss neu gedacht werden, und erforderlich sind frische Theorien und Methoden, mehr ethische Reflexion, ein neues Wissenschaftsverständnis, historische Fundierung sowie intensivierte Inter- und Transdisziplinarität. Es ist Zeit für eine „Plurale Ökonomik“!

Eine Plurale Ökonomik sucht den intensiven Austausch verschiedener Denkschulen und Ansätze auf Augenhöhe. Pluralismus heißt, sich nicht auf einen einzigen Ansatz festzulegen, sondern eine lebendige, interessierte und intellektuell reichhaltige Debatte zu führen. Dazu gehört ein neues Selbstverständnis sowie, Ideen und auch Wertvorstellungen kritisch und reflektiert miteinander zu vergleichen.

Eine Plurale Ökonomik steht auf fünf Säulen:

Theorienpluralismus: Angesichts der Komplexität und Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft ist es angebracht, viele verschiedene ökonomische „Brillen“ aufzusetzen. Statt der Vorherrschaft einer einzigen Denktradition erfordert Theorienpluralismus daher die Anwendung und den gleichberechtigten Austausch vieler verschiedener Denkschulen und Theorieansätze. Theorienpluralismus bedeutet dabei jedoch nicht „anything goes“, sondern die wohlüberlegte und gut begründete Auswahl der geeignetsten Ansätze je nach Anwendung und Fragestellung. Blickt man z.B. aus verschiedenen Perspektiven auf die Ursachen der Finanzkrise, so erkennt man durch die Brille der Marx’schen Ökonomik Kapitalüberakkumulation und kapitalismusinhärente Krisenanfälligkeit, mit der postkeynesianischen Brille Boom-Bust-Kreditzyklen und fehlende Nachfrage und mit der Verhaltensökonomen-Brille Herdenverhalten, während die neoklassische Brille kaum hilfreiche Erklärungsansätze beisteuern kann. Keine dieser Brillen hat Recht, sondern jede offenbart einen Teil der komplexen Wirklichkeit; und je fähiger ein Ökonom ist, verschiedene Brillen aufzusetzen, desto eher wird er/sie fähig sein, die tiefliegenden Zusammenhänge zu begreifen, gute Erklärungen für Phänomene zu formulieren und tragfähige Lösungen für ökonomische Probleme zu ersinnen.

Methodenpluralismus: Methodischer Pluralismus bezieht sich auf die Notwendigkeit, unterschiedliche Forschungsmethoden zu verwenden. Es scheint offensichtlich, dass Mathematik und Statistik wichtige Bestandteile der ökonomischen Disziplin sind, aber es gibt bedeutende Aspekte der Wirtschaft, die durch quantitative Methoden nicht verstanden werden können. In diesen Fällen können qualitative Methoden wie z.B. die historische Analyse, Fallstudien mit Kultur- und Institutionenanalyse oder Interviews viele neue Einsichten bringen.29 In den Methodenkasten gehören daher sowohl mathematisch-quantitative als auch qualitative und sozialwissenschaftliche Methoden, die je nach Problemstellung unvoreingenommen ausgewählt und eingesetzt werden. Zudem wird es Zeit, auf moderne, der Realität angemessenere Modellansätze umzusatteln. Ein Vorbild könnte hier die Evolutorische Ökonomik und Komplexitätsökonomik sein, deren Methodenkasten es beispielsweise erlaubt, mit Multi-Agenten-Modellen sozial-ökonomische Interaktionen zu simulieren, mit Netzwerkanalysen komplexe institutionelle Beziehungen zu erfassen oder mit System-Dynamics-Modellen inhärente Instabilitäten zu untersuchen. Dabei sollte aber nie vergessen werden: „The map is not the territory.“

Historische Fundierung: Damit die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden, ist eine intensive Beschäftigung mit Wirtschaftsgeschichte notwendig, denn Wirtschaft kann nur verstanden werden, wenn man sich mit der historischen und sozio-kulturellen Entwicklung von Institutionen befasst. Schließlich kann auch die eigene Disziplin nur durch die Auseinandersetzung mit der Ideengeschichte durchdrungen werden. Daher ist Wirtschafts- und auch Ideengeschichte zentraler Bestandteil einer Pluralen Ökonomik.

Wissenschaftstheoretische und ethische Reflexion: Als fundamentales Element des neuen Wissenschaftsverständnisses einer Pluralen Ökonomik spielt intensive Reflexion eine zentrale Rolle. Erstens bedeutet dies, Ansätze und Methoden wissenschaftstheoretisch stärker zu hinterfragen: Was sind die Grenzen des gewählten Ansatzes? Sind die Annahmen angemessen? Wie belastbar und gut zu verallgemeinern sind die Ergebnisse? Mehr Reflexion würde sicherlich eine größere Demut bezüglich der Aussagekraft von Modellergebnissen und Vorhersagen erzeugen. Zweitens umfasst Plurale Ökonomik eine intensive ethische Reflexion. Da Ökonomik nicht im luftleeren Raum, abseits von gesellschaftlichen Zielen und Normen, stattfindet, wird das Selbstverständnis der VWL als wertfreie Quasi-Naturwissenschaft aufgegeben und die unausweichliche Normativität aller Ökonomik anerkannt. Dies bringt es mit sich, die ökonomische Analyse normativ zu reflektieren und über gesellschaftliche Werte und Zielvorgaben nachzudenken:30 Wie sollte eine gerechte Einkommensverteilung aussehen? Dient Wirtschaftswachstum dem guten Leben? Ist es vertretbar, wenn internationale Schiedsgerichte über die Zulässigkeit von Politikmaßnahmen entscheiden?

Inter- und Transdisziplinarität: Austausch mit anderen Disziplinen kann viele wichtige Erkenntnisse vermitteln und die Perspektive auf ökonomische Probleme enorm erweitern. Einerseits ist daher ein intensivierter Austausch mit Fächern wie Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie und Soziologie angebracht. Andererseits ist es geboten, sich mit zeitgemäßen Ansätzen aus Mathematik und Physik auseinanderzusetzen statt mit überholten Gleichgewichtsmodellen – zentral ist daher nicht zwingend weniger Mathematik, sondern vor allem angemessene Mathematik.

Abbildung 1
Darstellung der Bedeutung und Konstellation des ökonomischen Mainstreams zu anderen Denkschulen
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Quelle: eigene Darstellung.

Das Netzwerk Plurale Ökonomik

In Deutschland setzt sich das Netzwerk Plurale Ökonomik e.V. dafür ein, dass diese Vision einer Pluralen Ökonomik zur Realität wird. Die Initiative ist international eingebettet in die International Student Initiative for Pluralism in Economics (ISIPE), der mittlerweile 82 Initiativen aus über 30 Ländern angehören. Einen Höhepunkt erreichte die internationale Reformbewegung 2014 mit dem „Internationalen Aufruf für eine Plurale Ökonomik“,31 der weltweit Medien zu zahlreichen Berichten veranlasste.

Im Netzwerk für Plurale Ökonomik gibt es gegenwärtig ca. 250 Mitglieder, wobei die Zahl an verbundenen Personen jedoch deutlich höher liegt. Der Großteil der Arbeit und Projekte geschieht dabei auf ehrenamtlicher Basis durch das Engagement vieler Studierender und Wissenschaftler. Insbesondere die stetig wachsende Zahl an assoziierten studentischen Hochschulgruppen verleiht der Bewegung ihre Durchschlagskraft. Im deutschsprachigen Raum gibt es davon mittlerweile über 30 Gruppierungen, wie beispielsweise Oikos Leipzig, die Kritischen WirtschaftswissenschaftlerInnen Berlin oder der Arbeitskreis Plurale Ökonomik Hamburg. Entsprechend sind die meisten Mitglieder auch Studierende, wenngleich sich das Netzwerk als offene Plattform versteht.

Von diesen universitären Lokalgruppen werden Lesekreise, Diskussionsrunden und sogar eigenständig ganze Ringvorlesungen organisiert. Beispielsweise gab es im Wintersemester 2015/16 studentisch organisierte und überwiegend sogar voll anrechenbare plural-ökonomische Vorlesungsreihen in Hamburg, Berlin, Göttingen und Tübingen. In diesen Kursen wird den Studierenden die vielseitige Welt der Pluralen Ökonomik aufgezeigt, und sie diskutieren Themen, die in der üblichen Lehre nicht vorkommen. In der Regel erfahren diese Kurse daher sehr regen Zulauf und „aktivieren“ viele Studierende, sich intensiver mit der Pluralen Ökonomik auseinanderzusetzen und die Lehre stärker zu hinterfragen. Weiterhin setzen sich die Hochschulgruppen im Dialog mit Fachschaften sowie Professoren auseinander und versuchen so, Problembewusstsein an ihren Unis zu schaffen und Veränderungen anzuregen.

Fazit

Das ökonomische Denken hat bedeutenden Einfluss auf unsere Gesellschaft. Schon John Maynard Keynes schrieb: „Praktiker, die sich ganz frei von intellektuellen Einflüssen glauben, sind gewöhnlich die Sklaven irgendeines verblichenen Ökonomen.“32 Die Krise, in der sich die Gesellschaft befindet, ist daher zu großen Teilen auf den maroden Zustand der Ökonomik zurückzuführen – abseits der Realität, verloren in abstrakten Modellwelten, unreflektiert-normativ. Zwar sind seit Ausbruch der Finanzkrise einige Fortschritte in der ökonomischen Forschung anzuerkennen, aber diese gehen in der Regel noch nicht weit genug und insbesondere in der Lehre hat sich bisher kaum etwas geändert.

Erforderlich ist daher ein grundlegender Wandel des ökonomischen Denkens hin zu einer neuen, einer Pluralen Ökonomik. Deren Ideal ist es, der Vielfalt ökonomischer Theorien und Methoden Raum zu geben, die Lösung realer Probleme in den Vordergrund zu stellen sowie Selbstkritik, Reflexion und Interdisziplinarität in der VWL zu fördern. Falls sich ein solches neues Denken irgendwann durchsetzt, dann können Ökonomen vielleicht auch Brücken bauen, die tragfähig sind. Doch bis dahin ist es wohl noch ein langer Weg.

  • 1 Eigene Übersetzung, vgl. P. A. Samuelson, W. D. Nordhaus: Economics, 18. Aufl., Boston MA 2005.
  • 2 Netzwerk Plurale Ökonomik e.V.: Wenig Reflexion in der deutschen Volkswirtschaftslehre, 21.3.2016, Köln 2016.
  • 3 M. Funke, B. Lucke, T. Straubhaar: Hamburger Appell, 2005.
  • 4 T. Fricke: Ökonomenumfrage: Sieben populäre Irrtümer, 6.9.2015,
    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/oekonomenumfrage-sieben-populaere-irrtuemer-1.2631869.
  • 5 P. Mirowski, D. Plehwe, a.a.O.
  • 6 T. van Treeck: Wirtschaftsweise im Klassenzimmer, 8.12.2014,
    http://www.capital.de/meinungen/wirtschaftsweise-im-klassenzimmer-
    3122.html
    .
  • 7 B. Kramer, M. Schießl: Die gekaufte Schule, in: Der Spiegel vom 31.10.2015, Nr. 45, S. 68-70.
  • 8 Eigene Übersetzung, vgl. D. Colander: The death of neoclassical economics, in: Journal of the History of Economic Thought, 22. Jg. (2000), Nr. 2, S. 139.
  • 9 M. Osterloh (Hrsg.): Psychologische Ökonomik und Betriebswirtschaftslehre: Zwischen Modell-Platonismus und Problemorientierung, Keynote at the 70th annual meeting of the German Academic Association for Business Research, FU Berlin, 2008.
  • 10 J. Kapeller, C. Grimm, F. Springholz: Führt Pluralismus in der ökonomischen Theorie zu mehr Wahrheit?, in: K. Hirte, S. Thieme, W. Ötsch (Hrsg.): Wissen! Welches Wissen?, Marburg 2014, S. 155.
  • 11 L. Laeven, F. Valencia: Systemic banking crises database: An update, IMF Working Paper, Nr. 12/163, 2012.
  • 12 A. Pierce: The Queen asks why no one saw the credit crunch coming, in: The Telegraph vom 5.11.2008, http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/theroyalfamily/3386353/The-Queen-asks-why-no-one-saw-the-credit-crunch-coming.html.
  • 13 Vgl. D. Ehnts: Geld und Kredit. eine €-päische Perspektive, Marburg 2014; M. McLeay, A. Radia, R. Thomas: Money creation in the modern economy, in: Bank of England Quarterly Bulletin, Q1, 54. Jg. (2014), Nr. 1, S. 14-27.
  • 14 R. A. Werner: Can banks individually create money out of nothing? – The theories and the empirical evidence, in: International Review of Financial Analysis, 36. Jg. (2014), S. 1-19.
  • 15 Eigene Übersetzung, vgl. G. Ietto-Gillies: Economics and multinationals, in: E. Fullbrook (Hrsg.): The Crisis in economics, London 2003, S. 77.
  • 16 Eigene Übersetzung, vgl. P. Krugman: How did economists get it so wrong?, in: New York Times vom 6.9.2009, S. 2, http://www.econ.ucdavis.edu/faculty/kdsalyer/LECTURES/Ecn200e/krugman_macro.pdf.
  • 17 S. Mair: Top-Ökonomen zerpflücken Thielemann-Manifest, in: Handelszeitung vom 11.4.2012, http://www.handelszeitung.ch/konjunktur/top-oekonomen-zerpfluecken-thielemann-manifest.
  • 18 W. Elsner, G. Hocker, H. Schwardt: Simplistic vs. Complex Organization: Markets, Hierarchies, and Networks in an Organizational Triangle – A Simple Heuristic to Analyze Real-World Organizational Forms –, in: Journal of Economic Issues, 44. Jg. (2010), Nr. 1, S. 1-30.
  • 19 U. Thielemann: Ökonomismuskritische Wirtschaftsethik jenseits des Partikularismus des Positivismus und seines Kontraproduktivitätsparadigmas, in: MeM – Denkfabrik für Wirtschaftsethik, 2014, http://www.mem-wirtschaftsethik.de/fileadmin/user_upload/mem-denkfabrik/2014/%C3%96konomismuskritische_Wirtschaftsethik7.pdf.
  • 20 Eigene Übersetzung, vgl. J. Haidt, A. Randazzo: Are Economists Influenced By Their Moral Worldviews? Evidence From The Moral Foundations Of Economists Questionnaire, Working Paper, 2015, S. 18.
  • 21 L. Wang, D. Malhotra, J. K. Murnighan, J. Keith: Economics education and greed, in: Academy of Management Learning & Education, 10. Jg. (2011), Nr. 4, S. 643-660.
  • 22 Eigene Übersetzung, vgl. T. S. Kuhn: The structure of scientific revolutions, 2. erweiterte Aufl., Chicago 1970, S. 148.
  • 23 K. W. Rothschild: Apropos Keynesianer, in: H. Hagemann, G. Horn, H.-J. Krupp (Hrsg.): Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht: Festschrift für Jürgen Kromphardt, Marburg 2008, S. 25.
  • 24 Vgl. L. Dobusch, J. Kapeller: „Why is Economics not an Evolutionary Science?“ New Answers to Veblen’s Old Question, in: Journal of Economic Issues, 43. Jg. (2009), Nr. 4, S. 867-898; M. Fourcade, E. Ollion, Y. Algan: The superiority of economists, in: The Journal of Economic Perspectives, 29. Jg. (2015), Nr. 1, S. 89-113; F. Glötzl, E. Aigner: Pluralism in the Market of Science? A citation network analysis of economic research at universities in Vienna, Working Paper Series, Nr. 5/2015, Institute for Ecological Economics, Vienna University of Economics and Business.
  • 25 Eigene Übersetzung, vgl. L. Dobusch, J. Kapeller, a.a.O., S. 889.
  • 26 A. Heise, S. Thieme: What happened to heterodox economics in Germany after the 1970s, Discussion Papers, 2015, Zentrum für Ökonomische und Soziologische Studien.
  • 27 O.V.: Germany and economics. Of rules and order, in: The Economist vom 9.5.2015.
  • 28 Eigene Übersetzung, vgl. G. Mankiw: That Freshman Course Won’t Be Quite the Same, in: New York Times vom 23.5.2009, http://www.nytimes.com/2009/05/24/business/economy/24view.html?_r=0.
  • 29 J. Mahoney, G. Goertz: A tale of two cultures: Contrasting quantitative and qualitative research, in: Political Analysis, 14. Jg. (2006), Nr. 3, S. 227-249.
  • 30 P. Ulrich: Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, 4., vollst. neu bearb. Aufl., Bern 2008; U. Thielemann: Wettbewerb als Gerechtigkeitskonzept. Kritik des Neoliberalismus, Univ., Habil.-Schrift, St. Gallen, Marburg 2010.
  • 31 International Student Initiative for Plural Economics (ISIPE): Internationaler Aufruf für eine Plurale Ökonomik, 2014, http://www.isipe.net/home-de/.
  • 32 J. M. Keynes: The General Theory of Employment, Interest and Money, London 1936, S. 323.

Title:The Crisis in Economics and the Vision of Plural Economics

Abstract:The lasting turbulences of the Great Financial Crisis (GFC) have exposed deep structural problems with mainstream economics and strengthen the argument for a revolution in economic thinking. This paper describes common criticisms of the status quo with regard to one-sidedness, detachment from reality, blind spots and implicit normativity. Thereby, a distinction is made between different sociological spheres where economics plays a role such as teaching, research and the typical “economist’s voice” in public debate. Causes of the persistence of the status quo are addressed as well. As a promising alternative, the vision of a Pluralist Economics is illustrated and described in terms of five characteristic foundations: Theoretical pluralism, methodological pluralism, historical foundation, epistemological as well as ethical reflection and interdisciplinarity. Finally, a description is given of various activities of the Network for Pluralist Economics, which is committed to this vision of a reinvented economics discipline and which is supported by numerous university groups in German-speaking countries.


DOI: 10.1007/s10273-016-2047-4

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