Ein Service der

Artikel als PDF herunterladen

Die Glücksforschung hat sich mittlerweile als Bereich der Wirtschaftswissenschaften etabliert. Ihre Ergebnisse können zu wirtschaftspolitischen Empfehlungen beitragen, die sich auf die Bedeutung von Gesundheit und Bildung, aber auch auf ein gutes soziales Klima und eine weitreichende Teilhabe der Bürger beziehen.

Die Ergebnisse der interdisziplinären Glücksforschung sind gerade dabei, eine Epochenwende herbeizuführen: weg vom Denken in Kategorien des Wirtschaftswachstums, hin zum Denken in den Kategorien eines „besseren Lebens“. Es geht nicht mehr um eine Erhöhung des Einkommens, sondern um eine Steigerung der objektiven Lebensqualität und des subjektiven Wohlbefindens, und beides sind zwei ganz verschiedene Dinge: Mehr Einkommen macht uns nicht glücklich(er). „Neuere Ansätze in der Volkswirtschaftslehre (Glücksforschung) untersuchen den Zusammenhang zwischen steigenden Einkommen und Wohlergehen und kommen zu dem Ergebnis, dass selbst wenn die Zunahme des BIP zu einer Steigerung des objektiven Wohlstands führt, dies nicht gleichbedeutend ist, dass es den Menschen subjektiv besser geht.“1 Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht der objektive Wohlstand – gemessen am Materiellen –, sondern das subjektive Wohlbefinden ist das, was letztlich zählt, wobei hier natürlich auch – bis zu einem bestimmten Grad – materielle Dinge eine Rolle spielen. Dies findet sich bei Adam Smith, aber auch schon bei Thomas von Aquin und Aristoteles („Glück ist das letzte Ziel menschlichen Handelns“). Auch die Väter der Sozialen Marktwirtschaft hatten genau dies im Auge. Nach Alexander Rüstow hat die Politik des Staates „alle Faktoren in Betracht zu ziehen, von denen in Wirklichkeit Glück, Wohlbefinden und Zufriedenheit des Menschen abhängen.“2

Von der Neoklassik zur Ökonomik als Teil der Sozialwissenschaften

Kern der Neoklassik ist eine schlichte Annahme: Alles, was die Neoklassik zu sagen hat, baut auf der Fiktion des Homo oeconomicus auf, d.h., es wird in allen Modellen ein typisches Wirtschaftssubjekt unterstellt, das sich wie ein Homo oeconomicus verhält. Dies ist ein „Konstrukt“, das vollkommen rational denkt, absolut willensstark („zeitkonsistent“) ist und rein egoistisch seinen Nutzen/Gewinn maximiert. Daniel Kahneman,3 der für seine Kritik am Homo oeconomicus bereits 2002 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam, verweist darauf, dass er seine erste Begegnung mit den „psychological assumptions of economics“, also der Homo-oeconomicus-Annahme, Anfang der 1970er Jahre hatte, wobei er als Psychologe davon kein Wort glauben konnte.4

Aktuell geht auch auch die Deutsche Bundesbank5 der Frage nach, inwieweit mit dem neoklassischen Ansatz das Verhalten auf den (Finanz-)Märkten zu erklären ist. Das Ergebnis fällt vernichtend für die Neoklassik aus. Die Bundesbank schlägt daher vor, auf die Ansätze der Behavioral Economics zurückzugreifen.6 Dass die Neoklassik kaum Erklärungsrelevanz für die Realität hat, verwundert auch nicht, wenn man sich klar macht, wie die Homo-oeconomicus-Annahme Eingang in die Ökonomik fand. Sie wurde ohne jegliche sozialwissenschaftliche Fundierung schlichtweg als Annahme gesetzt und hat eine neoklassische Kunstlehre im „luftleeren“ Raum erst möglich gemacht.7 Der Beitrag der Ökonomik zur interdisziplinären Glücksforschung kann daher auch nicht auf dieser Kunstlehre, sondern nur auf den Behavioral Economics, also der psychologischen Ökonomik, fußen. Die zentralen Erkenntnisse der Behavioral Economics sind, dass sich die Marktteilnehmer häufig nicht sehr rational verhalten, dass die meisten Personen weniger egoistisch, sondern vielmehr auf Fairness aus sind, dass das Verhalten wenig zeitkonsistent ist und dass Maximieren eher unglücklich macht.8

Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse fragt man sich allerdings schon, weshalb Thomas Sargent 2011 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften verliehen bekommen hat. „Sargents Kernkritik am bis zu jener Zeit [den 1970er Jahren] vorherrschenden keynesianischen Paradigma lautete: Die makroökonomischen Zusammenhänge würden dort nicht stringent aus Annahmen über das wirtschaftliche Verhalten der Verbraucher und Unternehmer abgeleitet. … Die beiden Ökonomen Sargent und Lucas stellten die These auf, dass die Menschen ihre Erwartungen ‚rational‘ bilden“9. George Akerlof (Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 2001) und Robert Shiller zeigen in ihrem Buch „Animal Spirits – wie Wirtschaft wirklich funktioniert“ aber gerade auf, dass es mit der Erklärungskraft der Rationalitätsannahme auch makroökonomisch nicht weit her ist und kommen deshalb auf die „Animal Spirits“ von Keynes zurück.10

Die Konsequenzen sind eindeutig: Die Wirtschaftspolitik kann nicht weiter neoklassischen Empfehlungen folgen, da diesen die sozialwissenschaftliche Fundierung fehlt und sie damit zu gravierenden Fehlentscheidungen führen können – man denke hier nur an die katastrophalen Folgen der Deregulierung der Finanzmärkte „im Glauben“ an rationale Finanzmärkte/Marktteilnehmer. Die Märkte brauchen Regulierung, die Konsumenten Verbraucherschutz und oftmals leichte Hilfestellungen bei den Entscheidungen („soft paternalism“).11

Was ist subjektives Wohlbefinden?

Der Forschungsgegenstand der Glücksforschung ist Glück im Sinne des Glücklichseins, also das subjektive Wohlbefinden, und nicht das „Glück haben“, also das Zufallsglück. Es gibt zwei Ausprägungen des subjektiven Wohlbefindens:12

  • „Emotionales“ Wohlbefinden („Happiness“): „Glücklichsein“ im Moment (Verhältnis zwischen positiven und negativen Gefühlen im Tagesdurchschnitt),13
  • „Kognitives“ Wohlbefinden („Satisfaction“ or „Contentment“): „Glücklichsein“ als dauerhaftes Gefühl, als Grad der „Zufriedenheit“ mit dem Leben. Hier findet eine Abwägung zwischen dem, was man will (den Erwartungen), und dem, was man hat, statt.14

Dabei sind beide Ausprägungen des subjektiven Wohlbefindens positiv korreliert.15

Glück und Ökonomie – Was ist Nutzen und wie wird Nutzen gemessen?

Glück hat eine zeitliche Dimension: Ökonomisch geht es darum, wie das knappe Gut Zeit (Input) genutzt wird, um über das ganze Leben gerechnet in hohem Maße Glück/Zufriedenheit zu erreichen (Output). Für diesen Output wird in der ökonomischen Terminologie das Wort „Nutzen“ verwendet. Nutzen ist also subjektives Wohlbefinden.16 Das subjektive Wohlbefinden (der Nutzen) wird direkt gemessen, indem man die Menschen schlicht zu ihrem Wohlbefinden befragt.17 Oder um mit den Worten des Literaturnobelpreisträgers Bernard Shaw zu sprechen: „Die Ökonomie geht der Frage nach, wie man das Beste aus seinem Leben machen kann.“ Glücksforschung ist zentral für die Ökonomie.

Die interdisziplinäre Glücksforschung hat sich intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Faktoren für das subjektive Wohlbefinden wichtig sind.18 Im Einzelnen wurden hierbei folgende Faktoren identifiziert:

  • Gelingende/liebevolle soziale Beziehungen (Partnerschaft, Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn, …),
  • physische und psychische Gesundheit,
  • Engagement und befriedigende Erwerbs- und/oder Nichterwerbsarbeit,
  • persönliche Freiheit,
  • innere Haltung (im Hinblick auf Dankbarkeit, Optimismus, Vermeidung von sozialen Vergleichen, Emotionsmanagement, …) und Lebensphilosophie (Spiritualität),19
  • Mittel zur Befriedigung der materiellen (Grund-)Bedürfnisse.

Zur Datenerhebung werden in groß angelegten Umfragen Einzelne über ihre Lebenszufriedenheit befragt. Einer der weltweit häufig verwendeten Datensätze ist das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), das seit 1984 als Längsschnittanalyse in Deutschland erhoben wird. Die Befragten haben die Möglichkeit, ihre Lebenszufriedenheit allgemein bzw. in speziellen Bereichen (Arbeit, Familie, …) jeweils auf einer Skala von 0 bis 10 – also von „ganz und gar unzufrieden“ bis „ganz und gar zufrieden“ – zu bewerten. Das SOEP liefert gute Informationen darüber, von welchen Einflussfaktoren die Zufriedenheit abhängt.20

Von 1984 bis 2009 ist die allgemeine Lebenszufriedenheit in den alten Bundesländern von 7,4 auf der Skala von 0 bis 10 auf etwas unter 7 gefallen. Erst 2011 ist dieser Wert wieder leicht gestiegen. Die Werte für die neuen Bundesländer lagen zwar stets darunter, die Lücke zwischen West und Ost hat sich in den letzten Jahren aber zunehmend geschlossen. Interessant ist auch ein Ländervergleich. Dänemark hat in den internationalen Umfragen zur Zufriedenheit traditionell Spitzenwerte. Die hohen Zufriedenheitswerte für Dänemark und die anderen skandinavischen Gesellschaften werden in der Literatur auf das hohe Vertrauen zueinander, die geringe Einkommensungleichheit und auf eine eher positive Sichtweise des täglichen Lebens zurückgeführt.21 Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang ein Vergleich der staatlichen Gesamteinnahmen (Steuern und Sozialbeiträge) zwischen Dänemark und Deutschland: Im Jahr 2007 lagen diese in Dänemark bei rund 55% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während sie in Deutschland rund 43% des BIP betrugen.22

Expertise des Sachverständigenrates

Kritisch zu sehen ist die am 10. Dezember 2010 vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) zusammen mit dem Conseil d’Analyse Économique veröffentlichte Expertise zur „Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes Indikatorensystem“ (im Folgenden kurz „Expertise“ genannt), die im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrats von Anfang Januar 2010 erstellt wurde. Diese Expertise sollte ein umfassendes Indikatorensystem für die weitere Diskussion liefern. Die einzelnen Kapitel wurden weitgehend – dies legen die Ausführungen im Vorwort nahe – entweder von deutscher oder von französischer Seite konzipiert bzw. verfasst. Für das Kapitel III, in dem es um die Indikatoren für die Lebensqualität geht, trägt der deutsche SVR die Verantwortung.23

Basis der Expertise sollte der Bericht der Stiglitz-Sen-Fitoussi-Kommission (im Folgenden kurz „Stiglitz-Kommission“ genannt) sein, der im September 2009 veröffentlicht wurde. Die Stiglitz-Kommission hat die Dimension der Lebensqualität vor dem Hintergrund des subjektiven Wohlergehens (= „subjektive Indikatoren“ zu Glück und Zufriedenheit, die auf Befragungen fußen) als auch des „Capabilities-Ansatzes“ (= „objektive Indikatoren“ der Lebensqualität wie z.B. der Gesundheitszustand) differenziert diskutiert. Der SVR lässt aber gerade die subjektiven Indikatoren außen vor: „Nach unserer Einschätzung ist es ratsam, ihre [Stiglitz-Kommission] Vorschläge aus der ‚bottom-up‘-Perspektive [d.h. also nur unter Berücksichtigung der „objektiven“ Indikatoren] zu beurteilen.“24 Damit aber blendet der SVR – im krassen Gegensatz zur Stiglitz-Kommission – die gesamten Ergebnisse der weltweiten, interdisziplinär ausgerichteten Glücksforschung aus, die im Wesentlichen auf den subjektiven Indikatoren fußen. Auch bleiben die Erkenntnisse der Behavioral Economics unberücksichtigt.

In der „Expertise“ finden sich zwei Argumente, die begründen sollen, weshalb „subjektive Indikatoren“ nicht berücksichtigt werden. Das erste Argument lautet: „Nach unserer Einschätzung gibt es jedoch gute Gründe dafür, der in den meisten empirischen Arbeiten im Bereich der Wirtschaftswissenschaften geäußerten Vermutung zu folgen, dass nämlich Fakten überzeugender sind als Worte und dass nichts die wahren Präferenzen mehr offen legt als aktuelle Wahlentscheidungen. Aussagen über Präferenzen sind immer nur ein unzureichender oder gar in die falsche Richtung führender Ansatz für derartige Offenlegungen.“25 Ohne an dieser Stelle näher auf die Details eingehen zu können, lässt die Argumentation des SVR die Erkenntnisse der Behavioral Economics vollkommen außer Acht. Bezieht man diese aber mit ein, so ist das Konzept der „offenbarten Präferenzen“ („Revealed Preferences“) ungeeignet, um auf den Nutzen (= „wahre Präferenzen“) rückzuschließen. „Even adults make mistakes, engage in dysfunctional behavior, suffer from biases, etc. Given these problems, true utility cannot be identified from revealed preference“, so Faruk Gul und Wolfgang Pesendorfer.26

Das zweite Argument lautet: „Zudem steht die ‚top-down‘-Perspektive [d.h. der Ansatz der Glücksforschung] in Konflikt zu Erkenntnissen über Diskrepanzen zwischen Fakten und Wahrnehmung. Viele verleugnen, dass sich ihre Lebensqualität in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht hat, obwohl die Wertschöpfung und die damit verbundenen Konsummöglichkeiten ebenso zugenommen haben wie andere objektiv messbare Faktoren. Vor dem Hintergrund derartiger Fehleinschätzungen kann kaum dazu geraten werden, Maße des Wohlbefindens zu entwickeln und aus subjektiven Äußerungen sogar politische Handlungsempfehlungen abzuleiten.“27 Das ist der logische Umkehrschluss der Verabsolutierung der Rationalitätsunterstellung der „offenbarten Präferenzen“: Wenn für die Menschen die „objektive“ Steigerung ihres Wohlstands keine Verbesserung ihres subjektiven Wohlbefindens bedeutet, dann sollte die (Wirtschafts-)Politik dies – den obigen Ausführungen des SVR folgend – einfach ignorieren. Hierzu ist festzustellen: Glück/Zufriedenheit (Wohlbefinden) sind „subjektive“ Kategorien. Die Glücksforschung macht gerade auf diesen Sachverhalt aufmerksam, und zeigt, dass es letztlich auf die subjektive Wahrnehmung ankommt. Die Politik ist für den Menschen da, und für die Menschen ist das subjektive Wohlbefinden maßgebend.

Glück und Wirtschaftswachstum – das Easterlin-Paradoxon

Weltweite Umfragen zur Entwicklung der Zufriedenheit seit den 1960er Jahren haben gezeigt, dass es in den westlichen Industrieländern kaum einen Zusammenhang zwischen einer Steigerung des BIP pro Kopf und der Lebenszufriedenheit („kognitives Wohlbefinden“) (mehr) gibt. Obwohl sich seit Ende der 1950er Jahre in den USA das inflationsbereinigte Einkommen pro Kopf mehr als verdreifacht hat, ist der Anteil derjenigen an der Bevölkerung, die sich als sehr glücklich bezeichnen, nicht gestiegen.28

Ähnlich wie in den USA fallen in den letzten Jahrzehnten auch die Ergebnisse für Deutschland aus.29 Auch in anderen Ländern kommt es zu ähnlichen Ergebnissen. Die Zahlen des Sozio-oekonomischen Panels zeigen für die letzten 20 Jahre keinen Zusammenhang zwischen dem BIP pro Kopf und der Lebenszufriedenheit.

Ulrich van Suntum, Leiter des Centrums für angewandte Wirtschaftsforschung an der Universität Münster, hat im Auftrag der von der deutschen Industrie unterstützten „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ einen Lebenszufriedenheitsindikator („Glücks-BIP“) für Deutschland entwickelt, den er Mitte Dezember 2009 vorstellte: „Die in den 70er Jahren entstandene ökonomische Glücksforschung hat herausgefunden, dass immer mehr materieller Wohlstand die Menschen auf Dauer tatsächlich kaum glücklicher macht.“30

Dieses als Easterlin-Paradoxon bezeichnete Phänomen ist ein Problem für die gängige ökonomische Theorie, die eine Veränderung der Ansprüche („habit formation“) aufgrund von Gewöhnung und interdependenten Präferenzen (soziale Vergleiche) nicht berücksichtigt.31 Ein solches Verhalten ist in der Behavioral Economics unter dem Stichwort „Confirmation Bias“ bekannt. Es geht dabei um eine selektive Wahrnehmung, um kognitive Dissonanzen zu vermeiden. Vergleich und Gewöhnung sind aber gerade die Ursachen des Easterlin-Paradoxons. Zum einen passen sich die Ansprüche und Ziele an die tatsächliche Entwicklung an, d.h. mit steigendem Einkommen steigen auch die Ansprüche, so dass daraus keine größere Zufriedenheit erwächst (hedonistische Tretmühle).32 Zum anderen ist – sofern die materielle Existenz gesichert ist –, weniger das absolute Einkommen, als vielmehr das relative Einkommen – d.h. das eigene Einkommen im Vergleich zu anderen – für den Einzelnen entscheidend.33, 34 Soll die Lebenszufriedenheit gesteigert werden, kommt es, wenn genug Mittel zur Befriedigung der materiellen Grundbedürfnisse verfügbar sind, auf die nicht-finanziellen Glücksfaktoren und auf die Einkommensverteilung an.

Glück und Einkommensverteilung – Macht Ungleichheit unglücklich?

Richard Wilkinson und Kate Pickett35 weisen in ihrer bahnbrechenden Arbeit, die breit empirisch abgestützt ist und die insbesondere im angelsächsischen Raum eine vielfältige Diskussion ausgelöst hat, auf einen grundlegenden Zusammenhang hin: „Es geht allein darum, wie man von den anderen gesehen wird.“ Daraus ziehen sie den Schluss, dass „unsere heutigen Gesellschaften trotz ihres Wohlstandes sozial gescheitert sein könnten.“36 Und weiter „Ungleichheit bewirkt offenbar soziale Funktionsstörungen in vielen Bereichen zugleich. … In Wahrheit schadet zunehmende Ungleichheit der Mehrheit der Bevölkerung.“37 Sie fordern deshalb eine Rückkehr zu gleicheren Gesellschaften. Ihre Befunde haben sie eindrucksvoll belegt. Die Studie vergleicht einerseits 23 westliche Industrieländer und andererseits die 50 US-Bundesstaaten.38 Eine Erkenntnis der Arbeit ist, dass es ein untrennbares Gegensatzpaar gibt: Sozialstatus und Freundschaft. Freundschaften und Teilnahme am sozialen Leben helfen „den Menschen, gesund zu bleiben, während geringer sozialer Status, stärkere Statusunterschiede und mehr Ungleichheit sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken. … die Werte für gemeinschaftliches Verhalten – soziale Bindungen, Vertrauen, wenig Gewalt – sinken, wenn die Ungleichheit zunimmt. Ein weiteres Mal wird der Zusammenhang von Sozialstatus und Freundschaft sichtbar, in der Neigung der Menschen, sich ihre Freunde vorwiegend unter sozial Gleichgestellten zu suchen.“39 Der Unterschied zwischen Status und Freundschaft beruht auf zwei entgegengesetzten Formen des menschlichen Austausches: Hierarchische Rangordnung mit Zwang einerseits, Gleichordnung mit Freiwilligkeit andererseits.

Es wundert somit nicht, dass auch die subjektiven Zufriedenheitswerte entscheidend von der Einkommenshierarchie geprägt werden, was im Übrigen unabhängig vom jeweiligen Niveau des Durchschnittseinkommens weltweit beobachtbar ist, sobald die materiellen Grundbedürfnisse abgedeckt sind (vgl. Tabelle 1). Menschen scheinen eine Präferenz für Gleichheit zu haben.40

Tabelle 1
Lebenszufriedenheitsindex
Einkommens­quintile Index der Lebens­zufriedenheit (Deutsch­land 2006)
1. 5,6
2. 6,6
3. 6,9
4. 7,3
5. 7,7

Quelle: H.-H. Noll, S. Weick: Subjective Well-Being in Germany: evolutions, determinants and policy implications, in: B. Greve (Hrsg.): Happiness and Social Policy in Europe, Cheltenham (UK) 2010, S. 79.

EU-Strategie zur nachhaltigen Entwicklung

Im Juni 2006 verabschiedeten die EU-Staats- und Regierungschefs eine Strategie zur nachhaltigen Entwicklung. Diese Strategie definiert Lebensqualität und Wohlergehen („well-being“) als übergeordnetes Ziel der EU: „Sie [die EU-Nachhaltigkeitsstrategie] strebt nach einer kontinuierlichen Verbesserung der Lebensqualität und des Wohlergehens auf unserem Planeten für die heute lebenden und für die künftigen Generationen.“41

Im Abschlussbericht der Stiglitz-Kommission wird vorgeschlagen, dass das wirtschaftspolitische Ziel nicht das Wachstum des (inflationsbereinigten, d.h. „realen“) Bruttoinlandsprodukts an sich sein sollte, sondern

  • die Verteilung von verfügbaren Einkommen, Konsum und Vermögen auf der Haushaltsebene,
  • die objektive Lebensqualität (Gesundheitsstatus, Bildungsniveau, Umweltzustand, …) und das subjektive Wohlbefinden der gegenwärtigen Generation sowie
  • die (ökologische) Nachhaltigkeit für zukünftige Generationen.

Trendwende bei der OECD

Auch die OECD hat Ende Mai 2011 anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens eine radikale Trendwende vollzogen: „Over the past 50 years, the OECD has developed a rich set of recommendations on policies that can best support economic growth. The task that we face today is to develop an equally rich menu of recommendations on policies to support societal progress: better policies for better lives.“42 Mitte Juli 2011 forderte die UN-Generalversammlung alle Länder auf, Glück und Wohlergehen künftig auch als explizites Ziel ihres politischen Wirkens zu verfolgen. Sie folgte damit dem Antrag von Bhutan. Mitte Juli 2011 hat auch das EU-Parlament eine ähnliche Resolution angenommen.

Politisch wird das BIP als zentraler Maßstab für politisches Handeln immer kritischer gesehen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis sich die Politik an einer Art „Glücks-BIP“ – verstanden als eine Reihe von Indikatoren, die gleichrangig nebeneinander stehen werden (siehe hierzu etwa den Ansatz der OECD), orientieren und konkrete Schritte zu mehr Glück und Zufriedenheit (Wohlbefinden) auf den Weg bringen wird.

Ende Oktober 2011 hat die OECD dazu die ausführliche Studie „How’s life? Measuring well-being“ veröffentlicht, in der sie elf Indikatoren und die dazu bereits verfügbaren Daten im Einzelnen vorstellt und diskutiert. In der Einleitung schreibt die OECD: „measuring well-being and progress is now at the forefront of national and international statistical and political agendas“43, und weiter: „what ultimately matters is the well-being of citizens“44. Die Studie legt das Schwergewicht auf Haushalte und Individuen und nicht auf die Gesamtentwicklung der Ökonomie. Sie konzentriert sich auf die Indikatoren zur Lebensqualität und nicht auf die Input- oder Output-Indikatoren und berücksichtigt sowohl objektive als auch subjektive Aspekte der Lebensqualität.

Zu Beginn eines jeden Kapitels arbeitet die Studie die direkten und indirekten Zusammenhänge der einzelnen Indikatoren mit dem Wohlbefinden heraus. Danach werden jeweils eine Reihe von Statistiken herangezogen, um die Indikatoren greifbar zu machen. Die OECD weist hier aber durchweg darauf hin, dass die Qualität der Daten noch verbessert werden und an einer besseren internationalen Vergleichbarkeit gearbeitet muss. Die einzelnen Indikatoren lassen sich wie in der Abbildung 1 gezeigt systematisieren.

Abbildung 1
Versuch einer begrifflichen Erklärung (Bertelsmann-Stiftung)
missing image file

Quelle: M. Boecker: Bäume wachsen nicht in den Himmel, Vortrag im Rahmen der Tagung „Jetzt aber richtig! Lehren aus der aktuellen Weltkrise“ beim Centre for Global Learning am 5.11.2011 in Nürnberg. An dieser Tagung haben unter anderen auch Vertreter des Statistischen Bundesamtes sowie Mitglieder der Enquete-Kommission teilgenommen. Der von Jörg Alt und Samuel Drempetic herausgegebene Tagungsband „Wohlstand anders denken“ befindet sich gerade im Druck.

Andere Arbeitsgruppen zur Lebenszufriedenheit

Anfang 2012 wird Eurostat, das statistische Amt der EU, den Endbericht einer hochrangig besetzten Arbeitsgruppe, die im Februar 2010 zu „Measuring progress, well-being and sustainable development“ eingesetzt wurde, vorlegen. Dieser Bericht wird unmittelbar Eingang in die praktische Arbeit der statistischen Ämter in den einzelnen EU-Ländern finden.

In Deutschland gibt es mit dem beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin angesiedelten SOEP bereits eine – im weltweiten Vergleich – gute Infrastruktur zur Messung des subjektiven Wohlbefindens. Mit der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“, die Anfang 2011 eingesetzt wurde und Ende 2011 bereits einige Gutachten vorlegte, ist der Deutsche Bundestag grundsätzlich auf dem richtigen Weg.

Da das Wirtschaftswachstum nicht mehr im Fokus steht, sondern ein viel breiteres Gesamtbild von Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt und dem (Befinden des) Individuum(s), ist es auch Zeit, darüber nachzudenken, die Zusammensetzung des Sachverständigenrates (SVR) aufgrund seiner starken Öffentlichkeitswirksamkeit zu verändern. Dem (bisherigen) SVR ging es (primär) um Wirtschaft und Wirtschaftswachstum. Wenn aber Wirtschaftswachstum kein oder nur noch ein Ziel unter anderen ist, wenn es vielmehr um Lebensqualität und Wohlbefinden, also um Fragen des gesellschaftlichen Fortschritts an sich geht, braucht die Politik (und die Öffentlichkeit) folglich auch andere Ratschläge und Ratgeber. Die Zusammensetzung des SVR sollte auch seine Zielsetzungen und Inhalte widerspiegeln. Das gleiche gilt für die (Frühjahres- und Herbst-)Gutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute. Eine Fokussierung (allein) auf das Wirtschaftliche und das Wirtschaftswachstum ist wohl auch hier nicht mehr zeitgemäß.

Im Memorandum „Für einen Bewusstseinswandel – Von der Konsum- zur Wohlstandskultur“ des von Meinhard Miegel geleiteten Denkwerkzukunft vom August 2011 finden sich eine Reihe von Vorschlägen für die politischen Entscheidungsträger zur Förderung eines immateriellen Lebensstils. Der Wirtschaft kommt dabei eine dienende Funktion zu. Dies war auch für die Väter der Sozialen Marktwirtschaft wie Ludwig Erhard, Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow Grundlage ihres Denkens. Wir sollten uns wieder darauf besinnen.

  • 1 Ifo Institut: Wohlstandsindikator (Rubrik Aktuelles Stichwort), Juli 2011. Ein kurzer Überblick zu den Ergebnissen der Glücksforschung findet sich auch im Vortrag „The Economics of Happiness“, den der US-amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke im Mai 2010 vor Absolventen der University of South Carolina gehalten hat, vgl. B. Bernanke: The economics of happiness, Vortrag gehalten am 8.5.2010. Siehe hierzu auch K. Ruckriegel: Glücksforschung. Erkenntnisse und Konsequenzen, in: T. Sauer (Hrsg.): Ökonomie der Nachhaltigkeit – Grundlagen, Indikatoren, Strategie, Marburg 2012, S. 67-98; sowie J. Fox: The Economics of Happiness, in: Harvard Business Review, Ausgabe Jan./Feb. 2012, S. 80-83; und P. N. Stearns: The History of Happiness, in: Harvard Business Review, a.a.O., S. 104-109.
  • 2 Zitiert nach P. Ulrich: Zivilisierte Marktwirtschaft – Eine wirtschaftsethische Orientierung, Bern 2010, S. 158.
  • 3 D. Kahneman: A Psychological Perspective on Economics, in: American Economic Review, 93. Jg. (2003), H. 2, S. 162-168.
  • 4 Vgl. hierzu auch J. Appleby: Die unbarmherzige Revolution – eine Geschichte des Kapitalismus, Hamburg 2011, insbesondere S. 345, S. 380 f., S. 567; D. Ariely: Fühlen nützt nichts, hilft aber – warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten, München 2010, N. Ferguson: Der Aufstieg des Geldes – Die Währungen der Geschichte, Frankfurt 2009, insbesondere S. 100-111, S. 156; S. J. Stiglitz: Im freien Fall – vom Versagen der Märkte zur Neuordnung der Weltwirtschaft, München 2010, insbesondere S. 314; sowie D. Kahneman: Thinking, fast and slow, London u.a.O. 2011:
  • 5 Deutsche Bundesbank: Anlegerverhalten in Theorie und Praxis, Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, Januar 2011, S. 45-58; vgl. hierzu auch: Europäische Zentralbank: Vermögensblasen und Geldpolitik, in: Monatsbericht November 2010, S. 75-89; sowie Deutsche Bundesbank: Finanzstabilitätsbericht, November 2011, S. 34:
  • 6 Zum Eingang der Erkenntnisse der Psychologischen Ökonomik in das Handeln der Europäischen Zentralbank im Verlauf der letzten Finanzkrise(n) siehe K. Ruckriegel: Das Verhalten der EZB während der Finanzkrise(n), in: Wirtschaftsdienst, 91. Jg. (2011), H. 2, S. 107-114.
  • 7 Vgl. E. Beinhocker: Die Entstehung des Wohlstands – wie Evolution die Wirtschaft antreibt, Landsberg am Lech 2007, S. 47-102.
  • 8 J. Mai, D. Rettig: Ich denke, also spinn ich – Warum wir uns anders verhalten, als wir wollen, München 2011; K. Ruckriegel: Behavioral Economics – Erkenntnisse und Konsequenzen, in: WISU, 40. Jg. (2011), S. 832-842, www.ruckriegel.org; vgl. D. Kahneman, a.a.O.
  • 9 A. Belke, C. Gokus: Makroökonomik und Realität – Die Ökonomie-Nobelpreisträger 2011, in: Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, Nr. 130, Dezember 2011, S. 32.
  • 10 G. Akerlof, R. Shiller: How Human Psychology Drives the Economy, and Why It Matters for Global Capitalism, Princeton 2009, S. 131.
  • 11 R. Thaler, C. Sunstein: Nudge – Wie man kluge Entscheidungen anstößt, Berlin 2009.
  • 12 B. Bernanke, a.a.O., S. 2; E. Diener, J. F. Helliwell, D. Kahneman (Hrsg.): International Differences in Well-Being, Oxford 2010, S. xi; B. S. Frey, C. Frey Marti: Glück – die Sicht der Ökonomie, Zürich 2010, S. 13 und 17 f.
  • 13 Zu einem von Barbara Fredrickson entwickelten Test zum Verhältnis von positiven und negativen Gefühlen vgl. K. Ruckriegel: Glücksforschung auf den Punkt gebracht (Langfassung), Nürnberg, Dezember 2010, Anlage 1, www.ruckriegel.org.
  • 14 Zum von Ed Diener entwickelten Test zur Lebenszufriedenheit vgl. K. Ruckriegel: Glücksforschung auf den Punkt gebracht, a.a.O., Anlage 2.
  • 15 E. Diener, J. F. Helliwell, D. Kahneman (Hrsg.): International Differences in Well-Being, Oxford 2010, S. 13; auch werden diese Ergebnisse in der Regel durch Fremdeinschätzungen und Stressmessungen bestätigt; vgl. hierzu N. Powdthavee: The Happiness Equation – The Surprising Economics of Our Most Valuable Asset, London 2010, S. 18-20. Die Positive Psychologie, die sich seit Ende der 1990er Jahre als neue wissenschaftliche Disziplin in der Psychologie etabliert hat, beschäftigt sich mit dem, was der Einzelne bzw. die Unternehmen tun können, um glücklicher/zufriedener zu werden bzw. um die MitarbeiterInnen glücklicher/zufriedener zu machen, was auch im Interesse der Unternehmen liegt (im Einzelnen hierzu S. Lyubomirsky: Glücklich sein, Frankfurt a.M., New York 2008; T. Rath, J. Harter: Wellbeing – The Five Essential Elements, New York, 2010; K. Ruckriegel: Glücksforschung auf den Punkt gebracht, a.a.O.; S. Achor: Positive Intelligence, in: Harvard Business Review, a.a.O., S. 100-102; B. Fredrickson: Die Macht der guten Gefühle, Frankfurt 2011; D. Gilbert (Interview): The Science behind the smile, in: Harvard Business Review, a.a.O., S. 85-90; M. Seligman, Flourish – a new understanding of happiness and well-being and how to achieve them, London 2011; G. Spreitzer, C. Porath: Creating sustainable performance, in: Harvard Business Review, a.a.O., S. 93-99.
  • 16 B. Bernanke, a.a.O., S. 2; B. S. Frey, C. Frey Marti, a.a.O., S. 26; D. W. Sacks, B. Stevenson, J. Wolfers: Subjective Well-Being, Income, Economic Development and Growth, CESifo Working Paper 3206, Oktober 2010, S. 5.
  • 17 Im Einzelnen hierzu M. Csikszentmihalyi, I. S. Csikszentmihalyi (Hrsg.): A Life Worth Living – Contributions to Positive Psychology, Oxford 2006; E. Diener, R. Biswas-Diener: Happiness – Unlocking the Mysteries of Psychological Wealth, Malden USA 2008; E. Diener, J. F. Helliwell, D. Kahneman (Hrsg.), a.a.O.; R. Easterlin: Happiness, Growth, and the Life Cycle, Oxford 2010; B. S. Frey: Happiness – A Revolution in Economics, Cambridge MA u.a.O. 2008; Gallup-Healthways: Well-Being Index Deutschland, 2011; R. Layard: Happiness: Lessons from a New Science, 2. Aufl., London 2011; B. Greve (Hrsg.): Happiness and Social Policy in Europe, Cheltenham (UK) 2010; A. B. Krüger (Hrsg.): Measuring the Subjective Well-Being of Nations – National Accounts of Time Use and Well-Being, Chicago u.a.O. 2009; N. Powdthavee, a.a.O.; T. Rath, J. Harter, a.a.O.; R. Köcher, B. Raffelhüschen: Glücksatlas Deutschland 2011, München 2011.
  • 18 R. Layard, a.a.O.; T. Rath, J. Harter, a.a.O.
  • 19 Siehe hierzu im Einzelnen B. Fredrickson, a.a.O.; sowie S. Lyubormisky, a.a.O.
  • 20 Vgl. hierzu etwa Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF): 25 Jahre Leben in Deutschland – 25 Jahre Sozio-oekonomisches Panel, Bonn, Berlin 2008; H.-H. Noll, S. Weick: Subjective Well-Being in Germany: evolutions, determinants and policy implications, in: B. Greve (Hrsg.): Happiness and Social Policy in Europe, Cheltenham (UK) 2010, S. 69-88; G. G. Wagner: Zufriedenheitsindikatoren – Keine einfachen Zielwerte für die Politik, in: Wirtschaftsdienst, 89. Jg. (2009), H. 12, S. 796-800; R. Köcher, B. Raffelhüschen, a.a.O.
  • 21 B. Greve, a.a.O., S. 132 und S. 144.
  • 22 OECD: National Accounts at a Glance 2009, Paris 2009, S. 65.
  • 23 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Conseil d’Analyse Économique: Wirtschaftsleistung, Lebensqualität und Nachhaltigkeit: Ein umfassendes Indikatorensystem. Expertise im Auftrag des Deutsch-Französischen Ministerrats, Wiesbaden, Dezember 2010, S. 4.
  • 24 Vgl. ebenda, S. 75.
  • 25 Vgl. ebenda, S. 68.
  • 26 F. Gul, W. Pesendorfer: Welfare without Happiness, in: The American Economic Review – Papers and Proceedings, 97. Jg. (2007), H. 2, S. 471; J. Mai, D. Rettig, a.a.O., S. 471; K. Ruckriegel, a.a.O., D. Kahneman, a.a.O.
  • 27 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Conseil d’Analyse Économique, a.a.O., S. 68.
  • 28 Vgl. B. Bernanke, a.a.O., S. 5; D. Bok: The Politics of Happiness – What Government Can Learn from the New Research on Well-Being, Princeton u.a.O. 2010, S. 63; B. Stevenson, J. Wolfers: Happiness Inequality in the United States, in: E. A. Posner, C. R. Sunstein: Law & Happiness, Chicago u.a.O. 2010, S. 33.
  • 29 In Preisen von 2009 lag das BIP pro Kopf 1970 in (West-)Deutschland bei rund 16 000 Euro, heute liegt es in Deutschland annähernd doppelt so hoch. Das monatlich verfügbare Einkommen (in Preisen von 2009) lag bei reichlich 900 Euro, heute ist es 75% höher. Der Anteil Zufriedener und sehr Zufriedener liegt heute wie damals bei 60%; vgl. M. Miegel: Exit – Wohlstand ohne Wachstum, Berlin 2010, S. 30.
  • 30 U. van Suntum: Macht Wachstum glücklich?, in: Financial Times Deutschland vom 15.12.2009.
  • 31 N. Powdthavee, a.a.O., S. 101.
  • 32 D. Ariely: Fühlen nützt nichts, hilft aber – warum wir uns immer wieder unvernünftig verhalten, München 2010, S. 187-225, Kapitel 6 – Über die Anpassung.
  • 33 Zum Easterlin-Paradoxon vgl. etwa B. Bernanke, a.a.O., S. 6 f.; E. Diener, R. Biswas-Diener, a.a.O., insbesondere S. 97-105; D. G. Myers: Will Money Buy Happiness?, in: S. J. Lopez (Hrsg.): Positive Psychology – Exploring the Best in People, Vol. 4 – Pursuing Human Flourishing, Westport (USA) 2008, S. 37-56; D. G. Myers: Social Psychology, 10. Aufl., New York 2010, S. 598-609; S. R. Baumgardner, M. K. Crothers: Positive Psychology, Upper Saddle River (New Jersey) 2010, S. 98-124.
  • 34 D. Sacks, B. Stevenson, J. Wolfers: Subjective Well-Being, Income, Economic Development and Growth, CESifo Working Paper Nr. 3206, Oktober 2010, kommen allerdings zu einem etwas anderen Ergebnis. Danach führt eine Steigerung des BIP pro Kopf noch zu einer Steigerung der Zufriedenheit, allerdings mit abnehmendem Grenznutzen. „a 20 percent rise in income has the same impact on well-being, regardless of the initial level of income. … This specification is appealing on theoretical grounds because a standard assumption in economics is that the marginal impact of a dollar of income is diminishing” (S. 2). Eine Erwiderung zu dieser Kritik findet sich in R. Easterlin, L. A. Mc Very, M. Switek, O. Sawangfa, J. Smith Zweig: The happiness-income paradox revisited, in: Proceedings of the National Academy of Sciences, 13.12.2010, S. 1: „Recent critiques of the paradox, claiming the time series relationship between happiness and income is positive, are the result either of a statistical artifact or a confusion of the short-term relationship with the long term one.“ Hinzuzufügen ist, dass D. Sacks et al., a.a.O., eine gegebene Nutzenfunktion unterstellen und deshalb auch vom abnehmenden Grenznutzen sprechen. Dies steht im Gegensatz zu den Annahmen, die in der Psychologie verwendet werden, die mit Anpassung oder Gewöhnung arbeiten.
  • 35 R. Wilkinson, K. Pickett: Gleichheit ist Glück – Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind, Frankfurt a.M. 2010, S. 55.
  • 36 Ebenda, S. 33.
  • 37 Ebenda, S. 200 und S. 208; siehe hierzu auch S. Lansley: The cost of inequality, London 2011.
  • 38 R. Wilkinson, K. Pickett, a.a.O., S. 310 f.
  • 39 Ebenda, S. 224 f.
  • 40 H.-H. Noll, S. Weick, a.a.O., S. 85.
  • 41 Bereits die US-Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson wollten andere als wirtschaftliche Werte in den Vordergrund ihrer politischen Bemühungen stellen. Die Diskussion wurde vor allem durch das 1972 von Johnson lancierte Programm der „Great Society“ angeregt. Dabei geht es um das Ziel, für die Menschen ein Umfeld zu schaffen, das sie befähigt, ihr persönliches Glück zu erreichen (R. Trattnigg: Wachstum zukunftsfähig gestalten. Schauplätze, Akteure, Perspektiven, in: F. Hinterberger, H. Hutterer, I. Omann, E. Freytag (Hrsg.): Welches Wachstum ist nachhaltig – ein Argumentarium, Wien 2009).
  • 42 OECD: Better Life Initiative, Mai 2011.
  • 43 OECD: How’s Life? Measuring well-being, Oktober 2011, S. 14.
  • 44 Ebenda, S. 16.

Beitrag als PDF


DOI: 10.1007/s10273-012-1339-6