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Während die Wirtschaftskrise die Arbeitsmarktentwicklung zahlreicher Mitgliedstaaten der Europäischen Union bereits seit Anfang des Jahres 2011 prägte, zeigte sich der deutsche Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten in bemerkenswert guter Verfassung. Die Erwerbstätigkeit nahm noch im Mai 2012 saisonbereinigt um 37 000 Personen zu. Der Anfang 2010 einsetzende Beschäftigungsaufbau hielt auch in den vergangenen zwölf Monaten unvermindert an, so dass die Zahl der erwerbstätigen Inländer im Verlauf kräftig um 500 000 anstieg. Haupttriebkraft dieser Entwicklung war die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, die noch stärker als die Erwerbstätigkeit insgesamt zulegte und so Rückgänge bei anderen Komponenten der Erwerbstätigkeit, wie den ausschließlich geringfügig Beschäftigten, kompensieren konnte. Die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit sank im Verlauf der letzten zwölf Monate ebenfalls; allerdings fiel der Rückgang mit 72 000 Personen im Vergleich zum Beschäftigungsaufbau eher gering aus. Ursachen dieser deutlichen Diskrepanz dürften unter anderem die demografische Entwicklung und die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte, vor allem aus wirtschaftlichen Krisenregionen Europas, sein.

Abbildung 1
Arbeitslose in Deutschland

in 1000 Personen

Schlaglicht-Abb-2.ai

Quelle: Bundesagentur für Arbeit.

Gleichwohl mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Aufschwung am deutschen Arbeitsmarkt vorerst beendet sein und die deutsche Arbeitsmarktentwicklung nicht länger den negativen außenwirtschaftlichen Impulsen trotzen dürfte. Einen ersten Hinweis hierfür gibt bereits die jüngste Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit: Zwar sank die registrierte Arbeitslosigkeit im Zuge der Frühjahrsbelebung, jedoch fielen die Rückgänge im zweiten Quartal 2012 im Vergleich zu vorangegangenen Jahren gering aus, so dass die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit für den April einen Zuwachs von 17 000, für den Mai einen Zuwachs von 1000 und für den Juni einen Zuwachs von 7000 aufwies. Wie Abbildung 1 zeigt, ist der Trend rückläufiger Arbeitslosigkeit, der seit Mitte 2009 zu beobachten war, somit vorerst gestoppt.

Ein weiteres Indiz hierfür ist die Entwicklung des Angebotes ungeförderter offener Stellen. So lassen sich bei der Beveridge-Kurve (vgl. Abbildung 2), die die Vakanzquote, d.h. den Anteil der offenen Stellen an den gesamten (bekannten) Arbeitsplätzen, mit der Arbeitslosenquote verknüpft, bereits für den Anfang des Jahres Anzeichen eines konjunkturellen Umschwungs am Arbeitsmarkt erkennen: Während die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im ersten Quartal nur leicht zurückging und im zweiten Quartal wie beschrieben sogar zunahm, war die Vakanzquote angesichts eines sinkenden Angebots an offenen Stellen und steigender Erwerbstätigenzahlen seit Jahresbeginn rückläufig.

Abbildung 2
Beveridge-Kurve des deutschen Arbeitsmarkts

saisonbereinigt mit Census-X-12-ARIMA, in %

Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen.

Das Auslaufen des Arbeitsmarktaufschwungs hinterlässt auch auf den regionalen Arbeitsmärkten Spuren. So konnten in den vergangenen zwölf Monaten vor allem im Osten des Landes relativ große Fortschritte bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit realisiert werden. In Sachsen und Berlin sank die Arbeitslosigkeit um rund 9% bzw. 8%, und damit am stärksten. Hingegen mussten in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und im Saarland bereits leichte Zuwächse bei der Arbeitslosigkeit hingenommen werden. Eine Rolle dürfte dabei auch die sektorale Verteilung der Rückgänge bei der Arbeitslosigkeit gespielt haben. Hier konnten allein 60% des Rückgangs im Bausektor, bei kaufmännischen Dienstleistungen und im Handel sowie bei den unternehmensnahen Dienstleistungen beobachtet werden. Während auch andere Wirtschaftsbereiche sinkende Arbeitslosenzahlen vermelden konnten, sind beim Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) im Juni 2012 leichte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Dies korrespondiert mit der Entwicklung der Industrieproduktion, die im Trendverlauf ihren Höhepunkt bereits in der zweiten Hälfte des letzten Jahres erreichte und seitdem leicht rückläufig ist. Dass die Bundesländer im Osten tendenziell höhere prozentuale Rückgänge bei der Arbeitslosigkeit vorweisen können, dürfte somit zum Teil auch daran gelegen haben, dass sie einen relativ geringen Anteil des Produzierenden Gewerbes an der landesweiten Bruttowertschöpfung aufweisen.

Der Rückgang bei der Industrieproduktion und die nachlassende Auslandsnachfrage deuten darauf hin, dass der Abbau der Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten eine Pause einlegen dürfte.

HWWI-Index der Weltmarktpreise für Rohstoffe

Abb. Index.ai

2010 = 100, auf US-Dollar-Basis.

HWWI-Index mit Untergruppena 2011 Dez. 11 Jan. 12 Feb. 12 Mrz. 12 Apr. 12 Mai 12 Jun. 12
Gesamtindex 128,6 124,8 128,0 134,1 138,8 134,0 124,0 110,4
  (28,6) (9,2) (7,8) (8,1) (3,4) (-5,9) (-7,3) (-15,8)
Gesamtindex, ohne Energie 118,1 101,6 104,8 107,4 107,7 106,2 102,8 99,1
  (18,1) (-11,3) (-13,1) (-14,1) (-12,5) (-16,9) (-17,2) (-19,4)
Nahrungs- und Genussmittel 129,0 112,8 116,0 117,5 118,8 118,7 116,3 115,2
  (29,0) (-9,7) (-12,4) (-14,9) (-11,8) (-13,1) (-13,4) (-12,5)
Industrierohstoffe 114,3 97,6 100,9 103,8 103,7 101,8 98,0 93,4
  (14,3) (-12,0) (-13,4) (-13,7) (-12,7) (-18,3) (-18,7) (-22,1)
Agrarische Rohstoffe 110,5 94,0 93,8 96,5 97,7 98,2 95,4 90,4
  (10,5) (-13,4) (-16,9) (-17,1) (-14,4) (-16,9) (-17,1) (-22,1)
NE-Metalle 111,8 94,1 99,8 103,9 102,4 98,0 94,8 89,4
  (11,8) (-16,7) (-15,6) (-15,6) (-15,7) (-20,8) (-19,6) (-22,9)
Eisenerz, Stahlschrott 125,5 111,0 113,0 113,2 115,1 116,1 109,6 107,3
  (25,5) (2,1) (-3,5) (-4,3) (-3,2) (-14,5) (-18,6) (-20,4)
Energierohstoffe 131,3 130,9 134,1 141,1 147,0 141,3 129,6 113,3
  (31,3) (14,6) (13,4) (13,9) (7,2) (-3,3) (-5,0) (-14,9)

a 2010 = 100, auf US-Dollar-Basis, Periodendurchschnitte; in Klammern: prozentuale Änderung gegenüber Vorjahr.

Weitere Informationen: http://hwwi-rohindex.org/


DOI: 10.1007/s10273-012-1410-3