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Die Wachstumsrate des Welthandels lag 2014 mit real 2,8% unter den Erwartungen des Vorjahres. Grund hierfür war insbesondere ein deutlicher Rückgang der Aus- und Einfuhren in Lateinamerika sowie in den GUS-Staaten (vgl. Tabelle 1). Nordamerika hat sich dagegen mit einer Zunahme der Exporte um 4,3% (Vorjahr: 2,8%) und der Importe um 4,4% (Vorjahr: 1,1%) positiver als erwartet entwickelt. In Asien lag das Wachstum der Im- und Exporte (3,6% bzw. 4,9%) unter den Erwartungen. Die Importzuwächse haben sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verringert, während die Exportzuwächse etwa stabil geblieben sind. In Europa haben die Exporte um 1,9% zugelegt, die Importe sogar um 2,8%.

Während Lateinamerika 2013 noch ein Wachstum der Ausfuhren um 1,5% verzeichnete, gingen diese 2014 um 2,5% zurück. Die Einfuhren sanken sogar von +3,2% (2013) auf -3,0%. In den übrigen Regionen (GUS, Naher Osten sowie Afrika) ging das Wachstum der Ausfuhren von 0,7% auf 0,1% und der Einfuhren von 3,9% auf 0% zurück.

Tabelle 1
Wachstumsraten des Welthandelsvolumens
in %
2012 2013 2014
Exporte Importe Exporte Importe Exporte Importe
Welt 2,2 2,4 2,8
Industrie- länder
1,1 -0,1 1,6 -0,2 2,2 3,2
Entwicklungsländer 3,7 4,9 3,9 5,3 3,3 2,0
Nord- amerika
4,5 3,2 2,8 1,1 4,3 4,4
Europa 0,8 -1,8 1,6 -0,3 1,9 2,8
Zentral- und Südamerika 0,8 2,3 1,5 3,2 -2,5 -3,0
Asien 2,7 3,6 5,0 4,8 4,9 3,6

Quelle: World Trade Organization, 2015.

Der Exportwert nahezu aller produzierten Güter – mit Ausnahme des Bereichs Büro- und Telekommunikationsausrüstung – ist im Jahr 2014 zurückgegangen. Der Rückgang kann sowohl auf einer gesunkenen Nachfrage als auch auf gesunkenen Preisen beruhen, wobei diese oft eine Folge des Nachfragerückgangs sind. Der Preisrückgang zeigte sich besonders deutlich bei den Rohstoffen, die sich 2014 insgesamt um rund 6% verbilligt haben,1 Kraftstoffe sogar um bis zu 40%.

In Ländern wie Brasilien und Russland führten die gesunkenen Rohstoffpreise zu einem Rückgang der Exporterlöse und – aufgrund sinkender (Staats-)Einnahmen – zu einem Rückgang der Importe. Der russische Außenhandel war zudem von den Handelssanktionen, die von den USA und der EU verhängt wurden, betroffen.

Entwicklung 2015

Für das Jahr 2015 erwartet die Weltbank ein Wachstum des Welthandelsvolumens um 3,3%. Für die Schwellenländer wird eine Zunahme der Ein- und Ausfuhren um 3,7% bzw. 3,6% prognostiziert, für die Industrieländer um jeweils 3,2%. Auch hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Regionen. Für Nordamerika wird ein Wachstum der Ein- und Ausfuhren um 4,9% bzw. 4,5% prognostiziert. Für Asien werden leicht höhere Wachstumsraten von 5,1% bzw. 5,0% erwartet. In Europa werden die Ein- und Ausfuhren dagegen voraussichtlich um 2,7% bzw. 3,0% steigen.

Die Einfuhren in Süd- und Mittelamerika sowie den übrigen Regionen werden in diesem Jahr um 0,5% bzw. 2,4% sinken. Bei den Ausfuhren wird dagegen in Süd- und Mittelamerika ein leichtes Plus von 0,2%, in den übrigen Regionen dagegen ein Rückgang um 0,6% erwartet.

Der Preisrückgang bei den Rohstoffen hielt im 1. Halbjahr 2015 an. Auch eine Zunahme des Exportvolumens kann für rohstoffexportierende Länder daher mit sinkenden Erlösen einhergehen. Industrieländer, die Rohstoffe überwiegend importieren, profitieren dagegen durch sinkende Herstellungskosten.2

Deutscher Außenhandel

Die USA haben im 1. Halbjahr 2015 Frankreich als wichtigsten Abnehmer deutscher Waren abgelöst. Die Erholung der US-amerikanischen Konjunktur zeigt sich bisher noch verhalten, auch wenn die Wachstumsraten deutlich höher liegen als in der Eurozone. Aus den Niederlanden bezog Deutschland 2014, trotz eines leichten Rückgangs um 0,6%, die meisten Güter. Insgesamt macht der Handel mit den Euroländern etwa 37% des deutschen Außenhandels aus und hat sich seit 2012 auf diesem Niveau stabilisiert. Seit dem Jahr 2000 hat der Anteil der Euroländer am deutschen Außenhandel jedoch kontinuierlich abgenommen (vgl. Abbildung 1). Insbesondere der Handel mit China ist im gleichen Zeitraum etwa achtmal schneller gewachsen.

Abbildung 1
Entwicklung der deutschen Ein- und Ausfuhren
in Euro
31498.png

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015.

Im 1. Halbjahr 2015 wuchsen die deutschen Exporte Richtung China gegenüber dem Vorjahreszeitraum nach einem Vorjahresplus von 11,3% nur noch um 0,8%. Die Importe legten – nach einer Zunahme um rund 7% im Jahr 2014 – im 1. Halbjahr 2015 kräftig um 17,6% zu. Im Handel mit Russland war 2014 ein deutlicher Einbruch zu verzeichnen. Die Einfuhren sanken gegenüber dem Vorjahr um rund 7%, die Ausfuhren um rund 18%. Der Exportrückgang wirkte sich insbesondere bei Maschinen (-15,8%) sowie Kraftwagen und Kraftwagenteilen (-31,5%) aus, auf die mehr als 40% der gesamten deutschen Ausfuhren Richtung Russland entfallen.

Die auch weiter nur schleppende Erholung der Eurozone sowie die wirtschaftliche Eintrübung in den Schwellenländern haben eine dämpfende Wirkung auf Deutschlands Außenhandel. Sollte die US-Konjunktur jedoch an Fahrt aufnehmen, könnte dies den deutschen Exporten zusätzliche Impulse geben.3

Weiterer Ausblick

Die zukünftige Entwicklung des Welthandels ist von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Einerseits scheint der langfristige Trend, dass das Welthandelsvolumen etwa doppelt so schnell wächst wie die weltweite Wirtschaftsleistung, gebrochen. Seit 2012 liegt der entsprechende Faktor nur noch bei knapp über 1. Ein Grund hierfür ist, dass die Zerlegung der globalen Wertschöpfungsketten bereits einen sehr hohen Grad erreicht hat.

Andererseits können kurzfristige wirtschaftliche Einbrüche und geopolitische Spannungen das Wachstum des Welthandels weiterhin beeinträchtigen. Zuvorderst ist hier die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft zu nennen. Ein schwächeres Wachstum des Bruttoinlandsprodukts hätte nicht nur Auswirkungen auf Rohstoffexporteure wie Brasilien und Russland, sondern auch auf Industrieländer, für die China in den vergangenen Jahren ein zunehmend wichtiger Abnehmer von hochwertigen Gütern geworden ist. Der weiterhin schwelende Ukrainekonflikt mit den entsprechenden Auswirkungen auf Russlands Handelsbeziehungen sowie die Konflikte im Nahen Osten werden auch weiterhin dämpfend auf den Handel wirken.

Neben konjunkturellen Schwankungen und geopolitischen Konflikten beeinflussen nach wie vor tarifäre und nicht-tarifäre Hemmnisse den Außenhandel. Während ein Abbau von Zöllen sowie Ein- und Ausfuhrbestimmungen jedoch vergleichsweise einfach und transparent ist, stellt sich die Angleichung von Produktstandards und rechtlichen Rahmenbedingungen – z.B. Investorenschutz oder Zulassungsvorschriften – deutlich komplizierter dar. Die Reaktionen auf die Verhandlung der Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP) zeigen, dass der Prozess von der Öffentlichkeit kritisch begleitet wird. Einerseits könnte ein weltweiter koordinierter Abbau von Zöllen, Importquoten oder Exportsubventionen sehr viel schneller und effizienter zu einer Beseitigung von Handelshemmnissen führen. Andererseits sind diese Instrumente gerade im Handel der Industrieländer untereinander schon weitgehend weggefallen, so dass eine Stimulierung des Handels hier im Wesentlichen durch eine Angleichung der Rahmenbedingungen erfolgen kann.

  • 1 Vgl. Internationaler Währungsfonds (IWF): World Economic Outlook Database, April 2015, www.imf.org.
  • 2 Alle Daten, soweit nicht anders angegeben: World Trade Organization (WTO): Modest trade recovery to continue in 2015 and 2016 following three years of weak expansion, WTO press release, 2015, www.wto.org.
  • 3 Alle Daten: Statistisches Bundesamt: Online-Datenbank, 2015, www-genesis.destatis.de.


DOI: 10.1007/s10273-015-1881-0

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