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In den vergangenen Jahren hat der Welthandel im Durchschnitt schwächer zugelegt als vor der globalen Finanzkrise. Gleichzeitig haben auch die deutschen Exporte an Fahrt verloren. Die Autoren untersuchen, wie sich diese Entwicklungen auf den deutschen Weltmarktanteil ausgewirkt haben und welche Rolle die regionale Struktur der Exporte dabei spielt. Die europäischen Volkswirtschaften nehmen nach wie vor den Großteil der deutschen Güter ab. Der deutsche Weltmarktanteil wird daher vor allem von der Entwicklung der Marktposition Deutschlands in der EU, aber auch in den USA getrieben.

Der Welthandel hat in den vergangenen vier Jahren deutlich an Fahrt verloren.1 Legte er vor der Finanzkrise noch mit Raten von rund 7% zu, stieg er zwischen 2012 und 2015 nur noch um durchschnittlich etwa 3% pro Jahr. Ein Grund für die geringere Dynamik war zunächst die Krise im Euroraum und die damit einhergehende Wachstumsschwäche der europäischen Volkswirtschaften. Zuletzt hat sich auch das Wachstum in den Schwellenländern deutlich verlangsamt, allen voran in China, während sich die Euroraum-Länder nach und nach aus der Krise herauskämpfen.2

Für eine exportabhängige Volkswirtschaft wie Deutschland stellt eine solche Entwicklung eine Herausforderung dar. Sowohl der Euroraum als auch China sind wichtige Absatzmärkte für die deutsche Exportwirtschaft. Folglich wird eine schwächere Nachfrage aus diesen Volkswirtschaften auch in Deutschland spürbar. So legten die deutschen Ausfuhren seit 2012 nur unterdurchschnittlich zu, und der Außenhandel trug in deutlich geringerem Maße zum Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts bei als in den Jahren vor der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Während die deutschen Exporte in den Jahren 2012 und 2013 auch im Vergleich zum Welthandel schwächelten, legten sie in den vergangenen beiden Jahren allerdings wieder stärker als der Welthandel zu. Vor diesem Hintergrund untersucht der vorliegende Beitrag, wie es um die Weltmarktposition Deutschlands steht: Wie haben sich die Marktanteile Deutschlands am Welthandel und auf wichtigen regionalen Absatzmärkten entwickelt? Und welchen Einfluss haben verschiedene Handelspartner(-regionen) auf die Entwicklung der Weltmarktanteile Deutschlands und auf den Welthandel?

Wichtige Handelspartner Deutschlands

Tabelle 1 zeigt, wie sich die Anteile der wichtigsten Handelspartnerregionen an der deutschen Ausfuhr seit 2000 entwickelt haben. Mit 36% war der Euroraum zuletzt immer noch der größte Abnehmer deutscher Waren, allerdings hat er seit der Finanz- und Schuldenkrise an Bedeutung verloren; 2007 betrug sein Exportanteil noch knapp 44%. Dagegen blieb der Anteil der EU-Länder außerhalb des Euroraums sowie der europäischen Nicht-EU-Länder seit 2007 relativ konstant. Insgesamt liefert Deutschland rund 70% seiner Waren in europäische Länder. Asien war mit einem Exportanteil von gut 11% im Jahr 2015 die wichtigste außereuropäische Absatzregion deutscher Güter. Der Anteil der Lieferungen dorthin hat sich seit 2000 fast verdoppelt, vor allem aufgrund des dynamisch zunehmenden Handels mit China. Nordamerika (USA und Kanada) hatte 2015 mit 10,4% annähernd die gleiche Bedeutung wie die asiatischen Länder. Dagegen spielen Lateinamerika und der Nahe Osten eine wesentlich geringere Rolle für die deutsche Außenwirtschaft.

Tabelle 1
Anteile verschiedener Regionen am deutschen Export
in %
  2000 2007 2010 2014 2015
Euroraum 45,5 43,8 40,8 36,5 36,0
EU ohne Euroraum 19,5 21,1 19,4 21,2 22,0
Europäische Nicht-EU-Länder 8,1 10,2 10,6 10,0 9,2
Asien (ohne Japan) 6,1 7,5 10,9 12,0 11,4
Nordamerika 11,1 8,3 7,6 9,3 10,4
Nordafrika und Naher Osten 3,1 3,6 4,3 4,4 4,6
Lateinamerika 2,3 2,0 2,6 2,6 2,6

Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen.

Tabelle 2 stellt die Entwicklung der Exportanteile der im Jahr 2015 zehn wichtigsten Handelspartnerländer Deutschlands dar. Im vergangenen Jahr hat sich die Rangfolge der einzelnen Länder verschoben. So ist Frankreich (8,6%) als langjähriger wichtigster Handelspartner von den USA (9,5%) abgelöst worden. China hat an Bedeutung verloren (6,0% verglichen mit 6,6% im Jahr 2014) und rangiert nun auf Platz 5 hinter Großbritannien (7,5%) und den Niederlanden (6,6%).3 Auf den weiteren Rängen befinden sich Österreich, Italien, Polen, die Schweiz und Belgien.

Tabelle 2
Anteile der zehn wichtigsten Handelspartnerländer am deutschen Export
in %
  2000 2007 2010 2014 2015
USA 10,3 7,6 6,9 8,5 9,5
Frankreich 11,3 9,5 9,4 9,0 8,6
Großbritannien 8,3 7,2 6,2 7,0 7,5
Niederlande 6,5 6,5 6,6 6,5 6,6
China 1,6 3,1 5,7 6,6 6,0
Österreich 5,4 5,5 5,5 5,0 4,9
Italien 7,5 6,7 6,2 4,8 4,9
Polen 2,4 3,7 4,0 4,2 4,4
Schweiz 4,3 3,8 4,4 4,1 4,1
Belgien 5,0 5,3 4,7 3,7 3,5

Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen.

Betrachtet man die Entwicklung der Exportanteile seit der Jahrtausendwende, so zeigt sich, dass die chinesische Wirtschaft für die deutschen Exporteure trotz der Einbußen im Jahr 2015 enorm an Bedeutung gewonnen hat: der Anteil der deutschen Ausfuhren dorthin hat sich in den vergangenen 15 Jahren mehr als vervierfacht.4 Auch Polen wurde im gleichen Zeitraum wesentlich wichtiger als Absatzmarkt für deutsche Firmen. Gleichzeitig gingen die Exportanteile Frankreichs, der USA und Großbritanniens zusammengenommen um über vier Prozentpunkte zurück. In den Jahren 2014 und 2015 hat die Relevanz der USA und Großbritanniens für die deutsche Ausfuhr allerdings wieder deutlich zugenommen. Der Stellenwert Italiens und Belgiens reduzierte sich seit 2000. In etwa stabil blieb die Bedeutung der Niederlande, Österreichs und der Schweiz für die deutsche Ausfuhr.

Insgesamt zeigt sich, dass trotz der starken Dynamik Chinas die Industrieländer, und hier insbesondere die europäischen, weiterhin eine gewichtige Rolle als Absatzmärkte für die deutschen Exporteure spielen.

Weltmarktanteile: weitere Verschlechterung der deutschen Position nach der Finanzkrise

Um untersuchen zu können, wie sich die deutschen Exporteure auf dem Weltmarkt behaupten, wird im Folgenden der Anteil der deutschen Ausfuhren an den weltweiten Exporten betrachtet. Der Weltmarktanteil (WMA) eines Landes L im Jahr t berechnet sich wie folgt:

Dabei bezeichnet ExporttL die Exporte des Landes L, ExporttWelt die Summe aller Exporte weltweit. Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Weltmarktanteile der größten Exportnationen zwischen 2000 und 2015.

Abbildung 1
Weltmarktanteile der größten Exportländer1
in %
Weltmarktanteile der größten Exportländer

1 Marktanteile am weltweiten Warenhandel (in US-Dollar, nominal).

Quellen: IMF Direction of Trade Statistics; Datastream; eigene Berechnungen.

Während für die USA und insbesondere für Japan seit Beginn des Jahrtausends ein recht deutlicher Rückgang des Weltmarktanteils zu beobachten ist, hat die Bedeutung der chinesischen Ausfuhren kräftig zugenommen. Lag der Anteil chinesischer Exporte am weltweiten Warenexport im Jahr 2000 noch bei knapp 4%, so überholte China im Laufe der Zeit die Konkurrenten aus den Industrieländern. Im Jahr 2015 betrug Chinas Weltmarktanteil fast 14%. Der Anteil der deutschen Exporte an der weltweiten Warenausfuhr ist seit 2004 etwas zurückgegangen; während er 2004 einen Höchststand von 10% erreichte, lag er im Zeitraum 2005 bis 2009 bei durchschnittlich 9,3%.5 Seit 2009 rangiert der deutsche Weltmarktanteil hinter dem Chinas, seit 2010 auch hinter dem der USA. Zwischenzeitlich ist er auf unter 8% gefallen, in den vergangenen drei Jahren ist er aber wieder leicht gestiegen.

Welche Regionen haben vorranging zu den Veränderungen des deutschen Weltmarktanteils beigetragen? Um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, werden die deutschen Marktanteile in ausgewählten Regionen betrachtet. Diese werden folgendermaßen berechnet:

Die Marktanteile MAtR spiegeln die Bedeutung der deutschen Güter in den jeweiligen Regionen wider. Dabei beschreibt ExporttDE,R das Volumen der deutschen Exporte in die Region R, ImporttR ist der Gesamtimport der Region R.

Abbildung 2 zeigt die Veränderung der Marktanteile der deutschen Exporteure auf wichtigen Absatzmärkten. Im Euroraum konnten die deutschen Exporteure bis 2004 Marktanteile hinzugewinnen, mussten aber seitdem leichte Verluste hinnehmen, vor allem zwischen 2008 und 2012. Mit der seit 2013 einsetzenden allmählichen konjunkturellen Erholung im Euroraum konnte Deutschland in diesen Ländern seine Marktposition wieder stärken. Der Marktanteil in den europäischen Ländern, die nicht Teil der EU sind, war bis 2014 tendenziell rückläufig; erst jüngst verbesserte er sich wieder sichtbar. Auf den Absatzmärkten in den EU-Ländern außerhalb des Euroraums konnten die deutschen Exporteure seit 2012 Boden gutmachen. Ihr Marktanteil erreichte dort im Jahr 2015 mit 23,5% sogar den Höchststand seit 2000. In den USA haben die deutschen Exporteure ihren Marktanteil bis 2007 in etwa gehalten, im Zuge der Finanzkrise kam es zwischenzeitlich allerdings zu Einbußen. Mit der einsetzenden Erholung der US-amerikanischen Wirtschaft seit 2010 hat sich der Marktanteil sukzessive erhöht, mittlerweile wurde sogar das Vorkrisenniveau überschritten.

Abbildung 2
Marktanteile Deutschlands nach Regionen1
in %
Marktanteile Deutschlands nach Regionen

1 Marktanteile am regionalen Warenhandel (in US-Dollar, nominal).

Quellen: IMF Direction of Trade Statistics; Datastream; eigene Berechnungen.

Auch in China haben die deutschen Exporteure ihre Marktposition seit 2000 verbessert. Im Gegensatz zu den anderen Industrieländern konnte Deutschland seinen Marktanteil in China auch während der Finanzkrise weiter ausbauen. Erst in den Jahren 2012 und 2013, als China deutlich niedrigere Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts verzeichnete, verschlechterte sich der deutsche Marktanteil in China etwas. Trotz des auch 2014 und 2015 relativ geringen chinesischen Wirtschaftswachstums bauten die deutschen Exporteure ihre Position wieder aus.

Abbildung 3 zeigt die Beiträge der Marktanteile auf wichtigen Absatzmärkten zur deutschen Weltmarktposition.

Abbildung 3
Beiträge wichtiger Handelspartnerregionen zum deutschen Weltmarktanteil
in Prozentpunkten
Beiträge wichtiger Handelspartnerregionen zum deutschen Weltmarktanteil

1 Marktanteil am weltweiten Warenhandel (in US-Dollar, nominal, in %).

Quellen: IMF Direction of Trade Statistics; Datastream; eigene Berechnungen.

Insbesondere wird deutlich, dass der deutsche Weltmarktanteil vorwiegend von der Entwicklung der deutschen Exporte auf dem europäischen und dem US-amerikanischen Markt abhängt. Die Verbesserung der Weltmarktposition bis 2004 erklärt sich durch die höhere wirtschaftliche Präsenz im übrigen Euroraum und in den EU-Ländern außerhalb des Euroraums. Die anschließende Abnahme des Weltmarktanteils bis 2012 ergibt sich aus geringeren Marktanteilen im übrigen Euroraum, in den EU-Ländern (exklusive Euroraum) und in den USA. Auch der Anstieg des deutschen Weltmarktanteils seit 2013 erklärt sich vor allem durch die Veränderung der Marktposition der deutschen Unternehmen in diesen drei Regionen. Die chinesische Wirtschaft ist zwar seit dem Beginn des Jahrtausends wichtiger für die Entwicklung des deutschen Weltmarktanteils geworden, ihre Bedeutung für dieses Maß ist aber wesentlich geringer als die der europäischen Länder und der USA. Auch der übrige asiatische Raum spielt aktuell nur eine untergeordnete Rolle für die Entwicklung des deutschen Weltmarktanteils. Dementsprechend erscheint es plausibel, dass die Marktposition Deutschlands insbesondere dann unter einer Verlangsamung des Welthandels leidet, wenn diese mit einer Abschwächung der Aktivität in der EU oder in den USA einhergeht. Legt der Welthandel hingegen aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche in Schwellenländern mit niedrigeren Raten zu, so ist die Weltmarktposition Deutschlands in geringerem Maße betroffen.

Um diese Beobachtung zu verdeutlichen, stellt Abbildung 4 den Einfluss verschiedener Regionen auf die Entwicklung des Welthandels dar. Zu Beginn der 2000er Jahre leisteten Europa und die USA einen recht hohen Beitrag zur positiven Dynamik des Welthandels. Der Anstieg des Welthandels ging mit deutschen Weltmarktanteilsgewinnen einher. Zwischen 2007 und 2012 erklärten hingegen Asien und die restlichen Länder einen Großteil der meist positiven Raten des Welthandels.6 In diesem Zeitraum verschlechterte sich die deutsche Position am Weltmarkt. Die seit 2011 abnehmende Welthandelsaktivität ergab sich zunächst durch die Wachstumsabschwächung in den europäischen Ländern und in den USA. Seit 2013 ist es dagegen vornehmlich die Wachstumsabschwächung in den asiatischen Schwellenländern, die zu der Verlangsamung des Welthandels beigetragen hat, während die EU und die USA wieder etwas mehr zur weltweiten Handelstätigkeit beitrugen. Dies schlug sich in einem stärkeren Anstieg der deutschen Exporte (auch im Vergleich zum Welthandel) und in einem Gewinn an Weltmarktanteilen nieder.

Abbildung 4
Expansionsbeiträge zum realen Welthandel nach Regionen
in Prozentpunkten
Expansionsbeiträge zum realen Welthandel nach Regionen

1 Berechnet als Durchschnitt der Weltexporte und -importe (Warenhandel, in US-Dollar, nominal, jeweils deflationiert mit Export- bzw. Importpreisen), in %.

Quellen: IMF Direction of Trade Statistics; Datastream; eigene Berechnungen.

Weltmarktanteile: Vergleich von Export und Welthandel

Zuvor wurde die Position Deutschlands auf dem Weltmarkt bis zum aktuellen Rand analysiert. Gerade für die Prognose des Außenhandels ist es aber auch interessant, wie sich der deutsche Weltmarktanteil in der Zukunft entwickelt. In der Praxis wird dazu häufig auf eine Daumenregel zurückgegriffen, nämlich auf den Vergleich der Jahreswachstumsrate des Exports mit der des Welthandels – zwei zentrale Größen, die prognostiziert werden.7 Abbildung 5 veranschaulicht diesen Zusammenhang. Die Balken errechnen sich aus der Differenz zwischen den Wachstumsraten des deutschen Exports und des Welthandels. Die Linie gibt die Veränderung des deutschen Weltmarktanteils gegenüber dem Vorjahr an. Positive Werte spiegeln einen Gewinn, negative Werte einen Verlust an Weltmarktanteilen wider.

Abbildung 5
Entwicklung von Exporten, Welthandel und Weltmarktanteil1
in Prozentpunkten
Entwicklung von Exporten, Welthandel und Weltmarktanteil

1 Export: deutscher Export (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Waren, in Euro, real), Welthandel (Durchschnitt der Weltexporte und -importe; Warenhandel, in US-Dollar, nominal; jeweils deflationiert mit Export- bzw. Importpreisen), Marktanteil Deutschland (Waren, in US-Dollar).

Quellen: IMF Direction of Trade Statistics; Centraal Planbureau CPB; Statistisches Bundesamt; Datastream; eigene Berechnungen.

Aus theoretischer Sicht müsste dieser Zusammenhang eine hohe positive Korrelation aufweisen: die deutsche Wirtschaft gewinnt (verliert) Weltmarktanteile, wenn die deutschen Exporte stärker (schwächer) zunehmen als der Welthandel. Wie Abbildung 5 verdeutlicht, gibt es tatsächlich einen positiven Zusammenhang zwischen der Veränderung des deutschen Weltmarktanteils und der Differenz zwischen Export- und Welthandelswachstum. Die Korrelation beträgt allerdings nur 0,32 – und das obwohl hier nur der Warenhandel berücksichtigt wird und Export und Welthandel als reale Größen in die Rechnung eingehen.

Der Grund für diese recht geringe Korrelation liegt zum einen in der unterschiedlichen Abgrenzung der Exporte und des Welthandels. In der Praxis wird der deutsche Export in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) prognostiziert, der Welthandel entspricht dagegen der Abgrenzung der Zahlungsbilanzstatistik. Folglich können sich aus der unterschiedlichen Definition Differenzen ergeben, die nicht der Veränderung des Weltmarktanteils entsprechen. Darüber hinaus ist der Export in Euro, der Welthandel dagegen in US-Dollar notiert, so dass zusätzlich zur unterschiedlichen Abgrenzung auch Wechselkursschwankungen die Differenz beeinflussen. Des Weiteren wurde oben gezeigt, dass es eine Rolle für die Entwicklung des Weltmarktanteils spielt, welche Regionen Impulse auf den Welthandel liefern. Expandiert die deutsche Ausfuhr mit höheren Raten als der Welthandel muss sich der Weltmarktanteil nicht zwangsläufig verbessern – dies hängt davon ab welche Regionen verantwortlich für die Ausweitung des Welthandels sind.

Dementsprechend sollte man Aussagen zur Entwicklung der deutschen Weltmarktposition basierend auf dem Vergleich von Export- und Welthandelswachstumsraten mit Vorsicht genießen, denn es ist schwierig, aus der Differenz zwischen der Jahresrate der Exporte und der des Welthandels auf die Höhe der Marktanteilsgewinne oder -verluste zu schließen; in vielen Fällen kann man sich dabei sogar in der Richtung irren, in die sich der Marktanteil bewegt (wie z.B. in den Jahren 2002 bis 2004, 2006, 2009 bis 2011 und 2013).

Schlussfolgerungen

Deutschlands Weltmarktanteil ist seit 2004 zurückgegangen und lag nach seinem Höchststand von rund 10% zuletzt bei rund 8%. Die Bedeutung der deutschen Ausfuhr auf dem Weltmarkt spiegelt dabei vor allem die Entwicklung der deutschen Marktposition in der EU und in den USA wider. Dies ist nicht verwunderlich, da die europäischen Länder und die USA auch seit der globalen Finanzkrise – und trotz der stark gestiegenen Bedeutung Chinas – nach wie vor eine herausragende Rolle für die deutsche Außenwirtschaft spielen. In diesem Zusammenhang ist eine Verlangsamung des Welthandels insbesondere dann kritisch für den Weltmarktanteil Deutschlands, wenn diese durch eine konjunkturelle Schwäche in den EU-Ländern oder in den USA induziert wurde. Eine Abschwächung der Konjunktur in China und den übrigen asiatischen Ländern wirkt sich indes in geringerem Maße auf den deutschen Weltmarktanteil aus. Schließlich zeigen die Ergebnisse, dass mit Blick auf die Entwicklung der deutschen Weltmarktposition eine Betrachtung der Differenz zwischen der Jahresrate der Exporte und der des Welthandels nicht immer aussagekräftig ist. Dies gilt sowohl für die Höhe der Veränderung des deutschen Weltmarktanteils als auch für die Frage, ob Marktanteilsgewinne oder Verluste zu verzeichnen sind. Für eine Abschätzung der Bedeutung der deutschen Produkte auf dem Weltmarkt ist eine feiner gegliederte Analyse nötig. Zieht z.B. die wirtschaftliche Dynamik in der EU oder in den USA an, so legt dies auch eine Verbesserung der deutschen Weltmarktposition nahe.

  • 1 Der Welthandel ergibt sich aus dem Durchschnitt der Weltexporte und -importe.
  • 2 Vgl. Deutsche Bundesbank: Zur Schwäche des Welthandels, in: Monatsbericht, März 2016, S. 13-37.
  • 3 Im Jahr 2014 hatte China noch auf Platz 4 gelegen.
  • 4 Vgl. S. Elstner, C. Grimme, T. Siemsen: Die größten aufstrebenden Märkte für deutsche Exporte liegen in Asien und Osteuropa, in: ifo Schnelldienst, 63. Jg. (2010), H. 16, S. 22-25; und E. Yalcin, K. Zacher: Zur Lage der deutschen Exporte, in: ifo Schnelldienst, 64. Jg. (2011), H. 21, S. 17-25.
  • 5 Vgl. S. Stephan, J. Löbbing: Außenhandel der EU 27 – Eine regionale und sektorale Analyse, IMK Report, Nr. 83, Düsseldorf 2013; und Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose: Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2014, Berlin 2014.
  • 6 Die Entwicklung des Welthandels zwischen 2009 und 2010, also nach der Finanzkrise, wird bei dieser Diskussion nicht berücksichtigt.
  • 7 Vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose: Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2013, Berlin 2013.

Title:Germany’s Position in the World Economy

Abstract:In recent years, German exports have increased at a slower pace than before the global financial crisis. Moreover, the growth contribution of foreign trade was significantly smaller. This article examines how German exports have developed since the turn of the millennium, both globally and in specific regions, and relative to world trade. The results are threefold. A look at the most important trade partners reveals that, firstly, the European economies continue to absorb the largest part of German exports. Asia and the US follow as the largest sales markets outside Europe. Secondly, the German world market share is mainly driven by the development of Germany’s market position in the EU and the US; China and the remaining Asian countries play a subordinated role in this respect. Thirdly, a comparison between the growth rates of German exports and world trade is not always useful for statements about the change in the German global market share.


DOI: 10.1007/s10273-016-2053-6