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Das erste Halbjahr 2018 war geprägt von einem Bruch der handelspolitischen Usancen durch den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Eine turbulente Nachrichtenlage über die Einführung von tarifären Handelsbeschränkungen und Gegenmaßnahmen bestimmte das Tagesgeschehen. Im Mittelpunkt der Betrachtung standen die drei größten Wirtschaftsräume der Welt: die USA, die EU und China.

Am 8. März 2018 kündigten die USA zukünftige Strafzölle auf den Import von Stahl und Aluminium an. Ab dem 23.3.2018 12:01 Uhr Ostküsten-Sommerzeit sollten die Zölle für Stahlimporte 25 % und für Aluminiumimporte 10 % betragen. Diese Einfuhrzölle sollten für Importe aus allen Ländern außer Kanada und Mexiko gelten. Am 22. März 2018 wurden weitere Ausnahmen für Australien, Argentinien, Südkorea, Brasilien und die EU bekannt gegeben und die Einführung der Strafzölle auf den 1. Mai 2018 verschoben und dann auch in Kraft gesetzt. Am 30. April verkündete die USA spezielle Übereinkommen mit Südkorea, Argentinien, Australien und Basilien. Die Einführung der Strafzölle für Importe aus Kanada, Mexiko und der EU wurde auf den 1. Juni 2018 verschoben. Am 31. Mai 2018 wurde verkündet, dass die Ausnahmen, wie beschlossen zum 1. Juni 2018 auslaufen.1

Als Reaktion hob China ab 2. April 2018 die bis dato geltende Reduzierung von Einfuhrzöllen für 128 Warenarten gegenüber den USA auf. Dadurch stiegen die Einfuhrzölle für diverse landwirtschaftliche Produkte sowie für Eisen- oder Stahlröhren, -rohre und Hohlprofile auf 15 %. Auf 25 % wurden die Importzölle für Aluminiumabfälle, Schrott und andere Produkte aus den USA angehoben.2 Die EU reagierte auf die Einführung der US-Importzölle für Waren aus der EU am 1. Juni 20183 mit der Einreichung einer Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) und legte eine Liste für Strafzölle auf den Import von Waren aus den USA in die EU vor. Am 6. Juni 2018 genehmigte die europäische Kommission die Pläne. Ab 22. Juni 2018 gelten die Strafzölle für eine Liste von US-Produkten, unter anderem Reis, Mais, Halbzeug aus Stahl und Aluminium und weitere spezielle Produkte.4

Politische Entscheidungen beeinflussten im ersten Halbjahr die Entwicklung auf dem Rohölmarkt. Nachdem im zweiten Halbjahr 2017 die Preise für Rohöl kontinuierlich gestiegen waren,5 fielen sie im Februar 2018 zum ersten Mal. Ab März 2018 waren jedoch wieder steigende Rohölpreise zu verzeichnen. Der OPEC ist es zusammen mit Russland gelungen ihre Vereinbarung zur Beschränkungen der Fördermenge systematisch durchzusetzen. Seit dem zweiten Quartal 2017 übersteigt die nachgefragte Rohölmenge das Angebot. Im April 2018 ließ die Unsicherheit über den Ausstieg der USA aus dem Nuklearabkommen mit dem Iran die Rohölpreise kräftig steigen.6

Als am 8. Mai 2018 der US-Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA aus dem Abkommen verkündete, stiegen die Preise am Rohölmarkt nochmals deutlich und erreichten das Preisniveau vom November 2014. Mit der Kündigung des iranischen Nuklearabkommens setzten die USA Sanktionen in Kraft, die unter anderem beinhalten, den Rohölexport aus dem Iran innerhalb von 180 Tagen drastisch zu reduzieren. Darüber hinaus wirkten die verschärften Sanktionen der USA aufgrund der Wiederwahl des venezolanischen Präsidenten Maduro im Mai angebotsreduzierend und damit weiter preiserhöhend. Geschäftliche Beziehungen zur venezolanischen Regierung und Zentralbank sowie zur Ölgesellschaft Petróleos de Venezuela wurden nochmals scharf eingeschränkt. In der Hoffnung auf eine Ausweitung der vereinbarten OPEC-Förderquoten begannen die Rohölpreise Ende Mai 2018 zu sinken. Nach dem 174. OPEC-Treffen im Juni 2018 stiegen sie jedoch wieder, weil lediglich eine Ausschöpfung der bereits vereinbarten Förderquoten beschlossen wurde. Einige Länder wie der Iran, Venezuela, Angola und Libyen schöpfen aufgrund politischer Krisen oder Sanktionen ihre länderspezifischen Förderquoten nicht aus.7 In den USA wurden im ersten Halbjahr 2018 Rekordmengen in der Ölförderung erzielt. Bereits voll ausgelastete Transportkapazitäten behindern den Export der sich stetig ausweitenden US-Produktion. Die US-amerikanische Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) bleibt weiterhin die preiswerteste Rohölsorte im Vergleich zu den beiden anderen weltweit führenden Rohölreferenzsorten (vgl. Abbildung 1).

Insgesamt stieg der HWWI-Rohstoffpreisindex8 im ersten Halbjahr 2018 von 119 Punkten auf 135 Punkte. Die Preise für Rohstoffe liegen im Juni um 13 % höher als im Dezember 2017 (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 1
Rohölpreise im ersten Halbjahr 2018


Rohölpreise im ersten Halbjahr 2018

Quellen: Macrobond; HWWI.

Abbildung 2
HWWI-Rohstoffpreisindex in US-Dollar
HWWI-Index 2015 = 100, US-Dollar-Basis, Monatsdurchschnitte
HWWI-Rohstoffpreisindex in US-Dollar

HWWI-Index 2015 = 100, US-Dollar-Basis, Monatsdurchschnitte

Quelle: HWWI: Rohstoffpreisindex, in US-Dollar.

Der Index für Energierohstoffe stieg im ersten Halbjahr 2018 von 120 Punkten auf 138 Punkte. Neben Rohöl verteuerte sich vor allem Thermalkohle. Der Index für Industrierohstoffe9 stieg von 123 Punkten auf 131 Punkte. Der Index für Industrierohstoffe bildet die Preisentwicklung der wichtigsten agrarischen Rohstoffe und NE-Metalle10 sowie Eisenerz und Stahlschrott ab. Der monatliche Durchschnittspreis für Aluminium erhöhte sich aufgrund der Sanktionen der USA gegen den russischen Aluminiumhersteller Rusal vor allem im April auf 2246 US-$ pro Tonne. Im Mai 2018 stieg er nur noch leicht und im Juni fiel er jedoch wieder, da befürchtete Angebotsengpässe ausblieben. Die Preise für Eisenerz und Stahlschrott stiegen zunächst in den ersten beiden Monaten des Jahres. Eisenerz und Stahlschrott sind wesentliche Bestandteile der Stahlproduktion. Im April 2018 fielen die Preise im Zusammenhang mit der sich verstärkenden protektionistischen US-amerikanischen Handelspolitik auf das Niveau vom Juli 2017. Eine zuletzt gute Nachfrage aus China für die Stahlproduktion ließ die Preise für beide Rohstoffe im Mai 2018 wieder ansteigen. Die Strafzölle für den Import von Stahl und Aluminium in die USA haben zunächst zu einer Erhöhung der Stahl- und Aluminiumpreise in den USA geführt. Dies führte zu einer stark gesunkenen US-amerikanischen Nachfrage, da nicht alle Produzenten ihre durch die Zölle gestiegenen Kosten an die Verbraucher weitergeben konnten. Gleichzeitig führte das Überangebot von Stahl und Aluminium zu einem Preisverfall auf dem Weltmarkt. Die Preise für Industrierohstoffe sanken aufgrund des sich verschärfenden Handelskonfliktes zum Ende des ersten Halbjahres 2018.

Der Index für Nahrungs- und Genussmitteln stieg im ersten Halbjahr 2018 von 95 Punkten auf 102 Punkte im Mai 2018. Schlechte Wachstumsbedingungen wegen anhaltender Trockenheit und damit zu erwartenden Ernteausfällen ließen die Preise für Weizen, Kakao, und Soja steigen. Im Juni fiel der Index jedoch auf 96 Punkte. Die Erhöhung der chinesischen Importzölle als Reaktion auf die US-amerikanischen Strafzölle ließ die Preise für Nahrungs- und Genussmittel sinken.

Katrin Knauf
knauf@hwwi.org

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DOI: 10.1007/s10273-018-2340-5